Der Brünig wird wegen ein paar Altertums-Verwaltern im Organisationskomitee auch als «Jurassic Park des Schwingsports» bezeichnet. Der dritte Gang zwischen Berns Jahrzehnte-Talent Adrian Walther und dem Entlebucher Mittelschwinger Ronny Schöpfer liefert nun ein weiteres Indiz dafür, dass beim renommiertesten Berg-Klassiker die Zeit stehen geblieben ist.
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Warum? Die Gangdauer ist offiziell auf sechs Minuten angesetzt. In dieser Zeit gelingt es Walther nicht, den krassen Aussenseiter aufs Kreuz zu legen. Die Luzerner-Fans bejubeln deshalb bereits einen Gestellten, der Kampfrichter lässt aber weiterlaufen. Und nach rund sieben Minuten gelingt Walther der gewinnbringende Wurf. Obwohl die Herren im Einteilungs-Komitee bemerken, dass der Kampfrichter in diesem Gang seine Stoppuhr nicht unter Kontrolle hat, stimmen sie dem Sieg für Walther zu.
Stefan Strebel, der beim Eidgenössischen Verband seit drei Jahren die Rolle vom technischen Leiter interpretiert, beobachtet dieses Fiasko von der Tribüne aus. Im Gespräch mit Blick findet der Aargauer deutliche Worte: «Es gibt nichts schönzureden, das Ergebnis im Gang Walther-Schöpfer basiert auf einem klaren Fehlurteil. Weil es sich auch hier um einen Tatsachenentscheid handelt, muss ich den trotz allem akzeptieren, aber ich werde es sicher nicht unter den Tisch wischen. Bei der nächsten Sitzung im August müssen wir darüber diskutieren, wie wir solche Dinge in Zukunft verhindern können.»
Für den ESV-Chef gibt es drei Schuldige
Strebel nimmt in diesem Fall nicht nur den Platzkampfrichter, sondern auch dessen Kollegen am Kampfrichter-Tisch in die Pflicht. «Am Tisch sind iPads platziert, auf denen die Zeit mitläuft. Und könnte man von diesen Herren ja auch erwarten, dass auch sie einen Blick auf die Uhr werfen.»
Dieses Fehlurteil ist am Ende dieses Tages noch pikanter, weil Walther nach dem Schlussgang-Erfolg über den Toggenburger Werner Schlegel als Triumphator seinen zweiten Kranzfestsieg feiert. Nun wäre es völlig falsch, wenn man den Triumph vom Doppelmeter aus Habstetten im Berner Mittelland mit dem Attribut «gestohlen» versehen würde.
Der amtierende Berner Kantonalsieger hat im Anschwingen in eindrücklicher Manier die grosse Innerschweizer Königs-Hoffnung Pirmin Reichmuth gebodigt. Und im Kampf um den Schlussgang hat er mit dem Weissenstein-Schlussgang-Teilnehmer Domenic Schneider einer der stärksten Nordostschweizer gemeistert.
Aber den Gestellten im vierten Gang gegen Armon Orlik konnte sich Walther nur dank des Fehlurteils im Schöpfer-Zweikampf leisten. Vielleicht hätte das Fest einen anderen Verlauf genommen, wenn Adrian gegen Orlik hätte auf Sieg schwingen müssen.
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