Dieser Schwinget war an Verrücktheit kaum zu überbieten
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Drei Sieger am Kilchberger:Dieser Schwinget war an Verrücktheit kaum zu überbieten

Es fing schon im Sanatorium an
So total verrückt war der Kilchberger-Schwinget

Spektakel pur: Ein stimmungsvolles Kilchberger-Schwinget führt zu einem Trio Grande: Samuel Giger, Damian Ott und Fabian Staudenmann dürfen sich Festsieger nennen.
Publiziert: 25.09.2021 um 18:39 Uhr
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Die drei Kilchberger-Sieger werden gefeiert.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Felix Bingesser

Das erste Kilchberger-Schwingfest wurde 1927 im Garten der Psychiatrischen Klinik des Kilchberger Sanatoriums ausgetragen. Mittlerweile findet das exklusivste Schwingfest mit nur 60 Teilnehmern längst «Uf Stocken», einem wunderbaren Landgut mit Sicht auf den Zürichsee, statt. In einer Gegend, in der der Quadratmeter Bauland 3500 Franken kostet. Und in der sich die Schwinger nur alle sechs Jahre zum grossen Showdown treffen.

Und die 17. Austragung nimmt einen derart verrückten und turbulenten Verlauf, dass man sich kopfschüttelnd die Augen reibt. Und der eine oder andere wohl nahe dran gewesen ist, freiwillig den Gang ins Sanatorium anzutreten.

Wie plötzlich alles aus dem Ruder läuft

Der Reihe nach. Lange Zeit nimmt dieses Fest mit Eidgenössischem Charakter den erwarteten Verlauf. Die Topfavoriten Samuel Giger und Joel Wicki neutralisieren sich im ersten Gang, rollen das Feld danach aber von hinten auf.

Bis zu einem verrückten vierten Gang, in dem es zum vermeintlichen Favoritensterben kommt. Der Berner Bernhard Kämpf übertölpelt Joel Wicki und nimmt das Innerschweizer Kraftpaket aus der Entscheidung. Und Kämpfs Berner Verbandskollege Lukas Renfer trotzt Giger einen Gestellten ab. Ein Rückschlag, der bei einem Fest mit sechs Gängen normalerweise das Aus bedeutet.

Mit hängendem Kopf verlässt Giger die Arena. Aber weil sich im fünften Gang Samir Leuppi gegen Bernhard Kämpf zu früh als Sieger wähnt und sich nach einer umstrittenen Entscheidung selber aus dem Rennen nimmt, und weil parallel dazu Kilian Wenger und Christian Schuler stellen, kommt es zum grossen Zusammenschluss. Fünf Schwinger sind punktgleich.

Und Topfavorit Giger feiert eine wundersames Comeback. Er steht mit König Kilian Wenger im Schlussgang. Und zeigt dort, dass er derzeit das Mass der Dinge ist. Er bettet den König ins Sägemehl und feiert den grössten Triumph seiner Karriere. Der Siegermuni «Harald» geht in die Ostschweiz.

Aber Giger muss sich den Festsieg mit Damian Ott, dem Ostschweizer Aufsteiger des Jahres und mit dem Berner Fabian Staudenmann teilen. Das schmerzt ihn nach diesem Festverlauf nicht. Die Zürcher «Pfnüselküste» wird für Giger, Ott und Staudenmann zur «Goldküste».

Die Berner bleiben eine Macht

Was bleibt sonst von diesem turbulenten Fest? Die Berner sind trotz dem Ausfall von Chrigel Stucki eine Macht und stellen mit dem immer stärker auftrumpfenden Fabian Staudenmann einen Festsieger. Die Dichte im Berner Verband ist nach wie vor beeindruckend.

Trotzdem machen sich die Ostschweizer daran, an der Berner Dominanz zu kratzen. Giger und Ott ganz zuoberst, Michael Bless mit einer Top-Klassierung dahinter. Aber auch Samir Leuppi und Werner Schlegel mischen mit.

Joel Wicki, nicht so explosiv und unwiderstehlich wie einst, holt sich zwar einen Spitzenplatz. Trotzdem reisen die Innerschweizer, mit der grössten Delegation angereist, als Geschlagene ab. Wie auch die Nordwestschweizer, deren Teamleader Nick Alpiger, Patrick Räbmatter und Andreas Döbeli einen schlechten Tag erwischen. Die Südwestschweizer spielen in Abwesenheit von Lario Kramer gar keine Rolle.

Ein stimmungsvolles Fest in prächtiger Atmosphäre ist Geschichte. Der Gutsbetrieb «Uf Stocken» kommt wieder zur Ruhe. Auch der kleine Esel, der hinter der Haupttribüne den Tumult staunend zur Kenntnis genommen hat.

Und ins Kilchberger Sanatorium, so der Stand heute, musste auch keiner der 6000 Zuschauer eingeliefert werden.

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