Es passiert im letzten Gang. Thomas Burkhalter (19) kämpft am Thurgauer Kantonalen in Müllheim um einen Kranz. Der Sohn von Schwing-Legende Stefan Burkhalter (47) ist mit seinem Gegner am Sägemehlrand beschäftigt, als er durch die Luft fliegt und neben dem Ring landet.
Das Albtraumszenario jedes Schwingers. Es sind die Szenen, die übel enden können. «Aus grosser Höhe knallte er direkt auf den Rücken», sagt Vater Stefan, der den Unfall aus nächster Nähe miterlebt. «Es war eine dieser Situationen, vor denen man sich fürchtet.»
«Man macht sich in diesem Moment ganz viele Gedanken»
Tatsächlich sieht es zunächst zappenduster aus. «Ich habe meine Beine nicht mehr gespürt», sagt Thomas Burkhalter. «Ein komisches Gefühl. Du liegst da, willst wieder aufstehen und weitermachen und kannst nicht.» Burkhalter wird ins Spital nach St. Gallen geflogen. «Man macht sich in diesem Moment ganz viele Gedanken: ‹Kann ich wieder schwingen? Lande ich im Rollstuhl?›»
Vater Burkhalter rutscht das Herz in die Hose. «Du willst helfen, aber kannst nicht viel machen. Er wollte einfach, dass ich bei ihm bleibe. Das habe ich gemacht.»
Sechs Wochen Zwangspause
Im Spital kommt dann langsam die Entwarnung. Nach etwas mehr als einer Stunde kommt das Gefühl im linken Bein zurück. Irgendwann gegen Mitternacht spürt Thomas Burkhalter auch sein rechtes Bein wieder. Das MRI zeigt eine Blockade im Spinalkanal, dazu eine starke Prellung von Wirbelsäule und Becken. «Darum habe ich zunächst meine Beine nicht mehr gespürt.»
Mehr Schwingen
Die Burkhalters kommen also mit dem Schrecken davon. «Jetzt tun mir der Kopf, Hals und Nacken weh», sagt Thomas. Rund sechs Wochen muss er sich nun erholen, dann dürfte er langsam wieder mit Physiotherapie beginnen. Und dann will er wieder zurück ins Sägemehl. «Das ist für mich klar. Ich werde sehen müssen, wie schnell ich wieder angreifen kann. Aber ich habe auch das Eidgenössische am Ende der Saison noch nicht abgeschrieben!»