Das Schwingen hat in den letzten 20 Jahren einen ungeheuren Boom erlebt. Das Interesse gerade rund um das Eidgenössische, den grössten Sportanlass des Jahres, ist immens.
Nicht zuletzt darum sind viele Leute gehörig erschrocken, als nach einem weiteren Fest der Rekorde mit 400'000 Besuchern in Pratteln am Ende plötzlich ein Verlust von rund vier Millionen Franken ausgewiesen wurde.
Weil Lieferanten verzichtet haben und auch private Geldgeber eingesprungen sind, ist den Organisatoren eine politische Ochsentour erspart geblieben. Man kann auf einen weiteren Beitrag des Kantons und damit der Steuerzahler verzichten. «Für das Organisationskomitee ist das eine grosse Erleichterung. Es ist nicht angenehm, wenn in der eigenen Region mit dem Finger auf dich gezeigt wird», sagt Rolf Gasser, der Geschäftsführer des Schwingerverbandes.
Verband verzichtet
Einen substanziellen Beitrag zur Deckung des Defizits hat auch der Schwingerverband selber geleistet. Ticketerlöse im Umfang von 323'000 Franken wurden dem OK erlassen, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Das sind immerhin rund ein Drittel des Jahresbudgets des Verbandes.
Immer grösser, immer gigantischer: Das unangenehme Erwachen nach Pratteln sorgt dafür, dass beim Verband und den künftigen Organisatoren des ESAF ein Umdenken stattfindet. Pratteln wird zum Wendepunkt. «Wir dürfen nicht jammern, wir haben von diesem Boom und dieser Entwicklung auch profitiert. Aber jetzt müssen alle Beteiligten statt übermütig wieder etwas demütiger werden», sagt Gasser.
«Das sind die Auswirkungen auf unsere Planung»
Zug konnte sein 38-Millionen-Budget noch ausgeglichen gestalten, in Pratteln hat das mit seinem 42-Millionen-Budget nicht geklappt. Derzeit wird in Mollis, dem Veranstalter des ESAF 2025, das erste Budget erstellt. Und es wird eher bei dem von Zug als bei dem von Pratteln sein. OK-Präsident Jakob Kamm sagt dazu: «Unser Budget wird im Rahmen von 35 bis 40 Millionen liegen. Das Ergebnis von Pratteln hat schon gewisse Auswirkungen auf unsere Planung. Und wir spüren auch einen gewissen Druck, dass wir eine schwarze Null hinkriegen. Wenn wir das auch nicht schaffen würden, dann müsste man sich wohl über die Dimension des Eidgenössischen grundsätzliche Fragen stellen. Auch wenn man die Strahlkraft dieses tollen Anlasses nicht nur in Franken und Rappen bewerten kann.»
Höhere Ticketpreise
Was klar ist: Die Ticketpreise werden für das Fest im Glarnerland angehoben. In Pratteln hat ein Zweitagespass der 1. Kategorie 265 Franken gekostet. Ein Preis, mit dem die Kosten für den Bau der grössten temporären Arena der Welt bei weitem nicht gedeckt werden können. Darum werden die Eintrittspreise auch vom ganzen Drumherum und dem gesamten Festbetrieb quersubventioniert. Eine Erhöhung der Ticketpreise steht im Raum. «Das werden wir mit dem OK von Mollis besprechen. Aber von einer moderaten Erhöhung kann man ausgehen», sagt Gasser. Eine Sicht der Dinge, die auch Jakob Kamm teilt.
Trotz des riesigen Interesses und der ungeheuren Popularität muss das Eidgenössische etwas gesundgeschrumpft werden. Der Millionenverlust von Pratteln wirft seine Schatten.