Jeder normale Schwinger würde in dieser Situation die Krise bekommen – Roger Badat steht nach einer anstrengenden Flugreise von Montreal nach Basel 48 Stunden vor dem grössten Wettkampf seines Lebens ohne seine wichtigsten Utensilien da! Aber obwohl ein Koffer nicht im EuroAirport eingetroffen ist, bleibt der 28-Jährige wie sein drei Jahre jüngerer Bruder Thomas ganz ruhig.
Die Badats sind halt eben auch keine herkömmlichen Schweizer. Sie sind als Söhne von Schweizer Eltern auf einer Farm zwischen Montreal und Quebec aufgewachsen. «In unserer Nähe gibt es einen Swiss Club, in dem wir mit anderen Kanada-Schweizern die Schweizer Traditionen pflegen. Neben dem alljährlichen Fleisch-Jass wird bei uns auch geschwungen», erzählt Thomas. Zwei Schwingfeste haben die Badet-Brothers, deren Mutter aus dem Zürcher Oberland und der Vater aus Gommiswald SG stammen, in dieser Saison in Kanada bestritten. Roger wurde zwei Mal Zweiter, Thomas hat bei beiden Wettkämpfen obenaus geschwungen.
Statt Sägemehlring haben sie jetzt einen Kuhstall
Dabei sind die beiden seit diesem Jahr noch eingeschränkter als zuvor. «Früher hatten wir auf unserer Farm einen anständigen Sägemehlring. Aber weil ich den Kuhstall vergrössern musste, habe ich keinen Platz mehr für einen solchen Ring», erklärt Roger, der täglich 200 Stück Vieh versorgt. Doch auch dieses Defizit stecken die aussergewöhnlichen Brüder aus dem französischen Teil von Kanada locker weg. «Anstatt im Sägemehl haben wir nun halt umso intensiver im Kraftraum gearbeitet», berichtet Thomas, der seine Muskeln bereits 2019 in der Schweiz hat spielen lassen.
Damals ist er beim Bündner-Glarner-Kantonalschwinget in die Zwilchhosen gestiegen und verblüffte mit drei Siegen in den ersten drei Gängen. Die drei letzten Kämpfe hat Thomas dann aber verloren. Beim Eidgenössischen in Zug überrumpelte der jüngere Badat im Anschwingen den Zürcher Christian Blaser (4 Kränze). Die Qualifikation für den zweiten Tag hat Thomas dort aufgrund von drei Niederlagen verpasst.
Roger hat bei einem Eidgenössischen Wettkampf noch kein Duell für sich entscheiden können. Das soll sich heute ändern. Und obwohl sein Koffer nicht rechtzeitig eingetroffen ist, fehlt es ihm mittlerweile an nichts mehr. Der Wädenswiler Sporthändler Hansruedi Buri stellt dem bewunderswerten Farmer die passende Schwing-Ausrüstung zur Verfügung.