Darum musste Sempach seinen Königs-Muni schlachten
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Emotionaler Moment:Darum musste Sempach seinen Königs-Muni schlachten

«Das ging mir sehr nahe»
Sempach musste seinen Königs-Muni schlachten

Auf dem Bauernhof von Matthias Sempach herrscht derzeit ein gedrückte Stimmung. Grund: Der Schwingerkönig von 2013 musste seinen Königs-Muni ins Schlachthaus führen.
Publiziert: 22.10.2020 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 13:17 Uhr
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Der Beginn: Am 1. September 2013 wird Matthias Sempach Schwingerkönig.
Foto: Blicksport
Marcel W. Perren

Diese aussergewöhnliche Geschichte beginnt am 1. September 2013. Nach dem Matthias Sempach im Eidgenössischen Schlussgang zu Burgdorf seinen Berner Kumpel Christian Stucki bodigt und vom grossen Verlierer auf die Stirn geküsst wird, nimmt «Mättu» den Sieger-Muni Namens «Fors vo der Lueg» in Empfang.

Das Aussergewöhnliche daran: Sempach tauscht den Stier nach der Siegerehrung nicht in einen mit rund 30'000 Franken dotierten Check um, sondern nimmt als erster Schwingerkönig in der Neuzeit den Lebendpreis mit nach Hause.

Deshalb bleibt der Zuchtbulle auch länger am Leben als andere Königs-Munis. Doch letzte Woche wurde der neunjährige Fors geschlachtet. Im Interview mit BLICK spricht Sempach über den bewegenden Abschied vom schönsten Preis seiner Karriere.

Matthias Sempach, warum haben Sie ihren Königs-Muni letzte Woche ins Schlachthaus geführt?
Fors vo dr Lueg war über lange Zeit für seinen stets ruhigen Charakter bekannt. Doch bei den Vorbereitungsarbeiten für den Munimärit in Thun hat sich sein langjähriger Betreuer Hans Bichsel an den Rippen verletzt, weil Fors ihn gestossen hat. Es war das erste Mal, dass dieser Stier bösartige Züge zeigte. Für uns war immer klar, dass die Sicherheit der Menschen und das Tierwohl im Vordergrund stehen. Ein Muni, der einmal weiss, wie viel Kraft er hat, wird unberechenbar. Jedes weitere Mal, wenn wir Fors aus dem Stall genommen hätten, wäre ein zu grosses Risiko für Mensch und Tier geworden. Deshalb wusste ich, dass ich mich von Fors verabschieden muss. Er wäre im Januar zehnjährig geworden. Einen derart alten Muni einfach im Stall stehen zu lassen aus Angst, dass wieder etwas passieren könnte, das war für mich keine würdige Option gewesen.

Sie sind gelernter Metzger. Haben Sie ihren Muni selber erlegt?
Nein, das hätte ich nicht übers Herz gebracht. Ich habe eine Metzgerei in der Region ausgewählt, die sehr viel Erfahrung mit der Schlachtung von so grossen Tieren hat.

Wie emotional waren die letzten Momente mit Fors?
Das ging mir schon sehr nah. Dieser Stier war mit Abstand die schönste Ehrengabe meiner Schwingerkarriere. Deshalb war bis am Schluss an seiner Seite.

Ihr bald sechs Jahre alter Sohn Henry war besonders vernarrt in diesen Muni. Wie hat er auf die Schlachtung reagiert?
Natürlich, am Anfang war er sehr traurig. Er hatte sich schon lange darauf gefreut, seinen Fors auf den Munimärit in Thun zu begleiten. Schon ich habe als Kind von meinen Eltern gelernt: «Wenn man ein Tier hat, schaut man, dass es ihm gut geht. Aber wenn die Zeit kommt und das Tier krank wird oder kein würdiges Leben mehr führen kann, muss man Abschied nehmen.» Das tut weh, aber es gehört halt dazu und das möchte ich meinen Kindern weiter geben. Jetzt geniesst Henry umso mehr die schönen Erinnerungen an Fors in Form von Bildern, Erzählungen und Videos.

Haben Sie es jemals bereut, dass Sie 2013 in Burgdorf nicht einen Check, sondern den Lebendpreis mit nach Hause genommen haben?
Nein, keine Sekunde. Die Bindung zwischen Fors und mir war schon eine ganz besondere. Viele glückliche Zufälle wollten es, dass Fors bei meinem Cousin im Stall leben konnte, so hatte ich immer die Möglichkeit, ihn zu besuchen. Und mit dem Muniflüsterer – Hans Bichsel – hatte der Stier den besten Betreuer, den man sich wünschen konnte.

Wie viele Nachkommen von Fors haben Sie auf ihrem Hof im Entlebuch?
Wir haben ein Kalb von ihm im Stall – schweizweit gibt es mehrere hundert Nachkommen von ihm. Fors vererbt sehr gute Gene und ist in der Zucht nach wie vor ein gefragter Stier.

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