Ist der Comeback-Versuch von Christian Stucki ein missglückter PR-Gag? Seit ein paar Monaten behaupten gewisse selbsternannte Szene-Kenner, dass der Schwingerkönig seinen Rücktritt nach der im April erlittenen Schulterverletzung nur deshalb noch nicht erklärt habe, um seine Sponsoren bei Laune zu halten.
Der ehemalige Berner Kranz-Schwinger Thomas Stöckli schüttelt heftig den Kopf, wenn er mit solchen Aussagen konfrontiert wird. Der im Berner Seeland wohnhafte Onkel vom Berner Mittelland-Triumphator Michael Ledermann sagt, dass das blödsinnige Mutmassungen sind: «Ich habe Chrigu letzte Woche beim Training im Schwingkeller gesehen. Er hat auf mich einen sehr starken Eindruck hinterlassen!»
Stuckis Kraft- und Konditionstrainer Tommy Herzog untermauert Stöcklis Aussage: «Ich habe Chrigel in all den Jahren im Training noch nie so fokussiert erlebt wie in diesem Sommer. Er geht in jeder Einheit derart ans Limit, dass er sich danach schier übergeben muss!»
Wohl kein Kranzfest-Start vor dem ESAF
Herzog hat in den letzten Wochen aber auch immer wieder betont, dass sein 37-jähriger Schützling vor dem Eidgenössischen einen echten Härtetest benötigen werde. Aber weil Stucki nun auch noch einen Muskelfaserriss erlitten hat, wird der 1,98-Meter-Gigant mit Schuhgrösse 51 vor dem ESAF in Pratteln Ende August aller Voraussicht nach kein Kranzfest mehr bestreiten können.
Nach der Absage für den Weissenstein könnte Stucki zwar theoretisch für den Brünig nachgemeldet werden. Doch bis zu diesem Berg-Klassiker 31. Juli dürfte die Blessur im Oberschenkel noch nicht ausgeheilt sein. Und weil die Berner in diesem Jahr nicht auf der Schwägalp starten dürfen, kommen für Stuckis Belastungsprobe wohl nur noch die Rangfeste auf der Engstligenalp (7. August) und auf dem Bözingerberg (13. August) in Frage.
Comeback-Duell gegen den Schwarzsee-Sieger?
Die Teilnahme beim prestigelosen Kräftemessen auf dem Bieler Hausberg hat der 132-fache Kranzgewinner bereits angekündigt, auch sein bärenstarker Seeländer-Kumpel Florian Gnägi (Triumphator am Schwarzsee und im Berner Jura) wird dort in den Ring steigen.
Auf dem Bözingerberg hat Stucki vor drei Jahren die Basis für den grössten Wurf seiner Laufbahn gelegt. Damals hat der zweifache Familienvater hier vor knapp 900 Zuschauern seinen ersten Wettkampf nach einem im Mai erlittenen Innenbandriss am Knie bestritten. Drei Wochen später erkämpfte er sich in Zug die Schwingerkrone.