«Auflagen kaum zu erfüllen»
OK-Präsident von Mega-Schwingfest schlägt trotz Erfolg Alarm

Ein revolutionäres Schwing-Konzept sorgt in Burgdorf BE für Aufsehen. Ist das die Zukunft des Nationalsports?
Publiziert: 07.08.2024 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 17:52 Uhr
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In der Arena in Burgdorfe BE finden 12'000 Zuschauer Platz.
Foto: Schwingfeste 2024
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Nicola AbtReporter Sport

Burgdorf BE schreibt in diesen Tagen Schwing-Geschichte. Erstmals finden drei Kranzfeste in einer Arena mit Zuschauern statt. Zwar fanden 2021 in Ibach SZ sogar schon vier Feste am gleichen Ort statt (Innerschweizerisches, Schwyzer Kantonales, Rigi- und Stoos-Schwinget), wegen der Corona-Pandemie allerdings ohne Fans. «Es ist ein voller Erfolg», jubelt OK-Präsident Francesco M. Rappa, nachdem zwei der drei Wettkämpfe vorbei sind. Am kommenden Sonntag folgt mit dem Berner Kantonalen der Höhepunkt. 

Die Vorteile des Konzepts liegen auf der Hand. «Wir können die gleiche Infrastruktur für drei Feste nutzen. Das ist nachhaltiger.» Ein solches Kranzfest-Triple ist nur beim Schwingklub Burgdorf möglich. Weil dieser als einziger Verein zwei Gauverbänden angehört, darf er zwei Gauverbandsfeste mit Kranzabgabe organisieren.

Statt diese im Abstand von einigen Jahren durchzuführen, werden sie zusammengelegt. Dazu kommt das Berner Kantonale, das sie auch bald wieder ausgerichtet hätten. «Lieber einmal etwas mehr Aufwand als dreimal etwas weniger.» Das Budget für das Fest beträgt 4,5 Millionen Franken. Über 700 Gaben standen für die Schwinger bereit.

Ein Kniff beim Ticketverkauf

Die 12'000 Zuschauer fassende Arena wurde für das Berner Kantonale gebaut. Alle Tickets sind bereits weg. Dass auch am Oberaargauischen und am Emmentalischen Schwingfest mehr als 9000 Leute (Rekord!) in der Arena sassen, lässt sich unter anderem mit der Ticket-Strategie erklären. In der ersten Phase wurden die Eintritte nur im Dreierpack verkauft.

Ein kluger Schachzug. Denn die meisten wollten unbedingt ans Kantonale. Dieses ist mit den Gästen Samuel Giger, Armon Orlik und Pirmin Reichmuth sensationell besetzt. Wer dieses Spektakel vor Ort erleben wollte, musste sich also auch ein Ticket für die beiden kleineren Feste kaufen. In der zweiten Phase war neben dem kantonalen nur noch eines der beiden regionalen Feste obligatorisch. Erst zum Schluss konnten die Tickets auch einzeln gekauft werden. «Unser Plan ist aufgegangen.»

Forderung an die Politik

Über etwas anderes zeigt sich OK-Präsident Rappa weniger erfreut. «Die Auflagen sind kaum mehr zu erfüllen.» Eine Vorgabe zwei Wochen vor dem ersten Schwingfest hat ihn besonders geärgert. Die Lautstärke im Festzelt muss am 31. Juli und am 1. August ab 24 Uhr von maximal 93 Dezibel auf 73 Dezibel gesenkt werden. «Ein Gespräch ist schon lauter», moniert Rappa. Beschwerden von Anwohnern gab es letztlich keine.

Das OK musste sich mit weiteren Vorschriften herumschlagen und zusätzliche Konzepte einreichen. «Die Überregulierung und die Auflagen haben ein Ausmass angenommen, dass sich die Vereine zweimal überlegen, ob sich Aufwand und Ertrag lohnen.» Rappa fordert deshalb: «Die Politik auf allen Ebenen muss sich darauf besinnen, zu ermöglichen und nicht zu verhindern. Menschen zusammenzubringen, zu verbinden und nicht zu trennen.»

Als grösste Herausforderung bezeichnet Rappa die Suche nach Helfern. Speziell rund um das Schwingfest vom 1. August habe man bis zuletzt um jeden Freiwilligen kämpfen müssen. «Es sind Ferien, das macht es nicht einfacher.» 30'000 Helferstunden müssen abgedeckt werden. An sieben von insgesamt elf Tagen ist auf dem Gelände etwas los. Sei es ein Schwingfest, eine Party oder ein Jodlertreffen.

So reagiert der Verband

Die Idee, mehrere Schwingfeste in einer Arena durchzuführen, stösst beim Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) auf positives Feedback. «Wir begrüssen die Mehrfachnutzungen von Schwingfestinfrastrukturen. Sei dies nun in Kombination eines Nachwuchsschwingertages mit einem Kranzschwingfest oder auch eines Kranz-/Regionalschwingfestes mit einem Frauenschwingfest», erklärt Geschäftsführer Rolf Gasser gegenüber Blick. 

«Wenn ich die Infrastruktur nur einmal erstellen muss, ist dies ein finanzielles Plus.» So finden am 24. und 25. August in Sion ein Frauenschwingfest und der Eidgenössische Nachwuchsschwingertag in der gleichen Arena statt. Dieser Trend wird sich in der kommenden Saison fortsetzen. In Langnau steht das Emmentalische und das Berner Kantonale auf dem Programm.

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