An internationalen Wettkämpfen wird Jewgeni Rylow in nächster Zeit nicht zu sehen sein. Der russische Star-Schwimmer ist vom Weltverband Fina für neun Monate gesperrt worden. Der zweifache Olympiasieger (Gold über 100 m und 200 m Rücken in Tokio) verpasst damit unter anderem die Weltmeisterschaften in Budapest.
Der Grund für die harte Massnahme: Rylow ist Teil der Propaganda-Maschinerie von Wladimir Putin (69) für den Krieg in der Ukraine. Erst im vergangenen Februar hat sich der 25-Jährige für eine gross angelegte Feier zum Jahrestag der Krim-Annexion einspannen lassen. Rylow präsentierte dort auf seiner Jacke gut sichtbar das Kriegs-Z in den Farben der russischen Flagge.
«Weiss nicht, was ich getan haben soll?»
Auch seinen Sponsoren Speedo ist der Athlet mittlerweile los. Das britische Unternehmen hat die Zusammenarbeit unmittelbar nach den Aufnahmen im russischen Fernsehen beendet.
Und Rylow? Der Russe will von irgendwelchen Verbandlungen und Symboliken nichts wissen und gibt sich unschuldig. «Ich weiss gar nicht, was ich getan haben soll», so sein Statement zu den Vorwürfen.
Rylow ist indes kein unbeschriebenes Blatt. Schon bei den Sommerspielen vor einem Jahr in Tokio sorgte der Rücken-Spezialist für kontroverse Diskussionen. Der US-Amerikaner Ryan Murphy motzte nach dem Rennen über 200 Meter, in dem er hinter Rylow auf Platz 2 gelandet war: «Ich schwimme in einem Rennen, das wahrscheinlich nicht sauber ist.» Und auch der Bronze-Gewinner Luke Greenback aus Grossbritannien schoss gegen Rylow und warf dem Schwimmer vor, Teil eines staatlichen Doping-Programms in Russland zu sein.
Schon damals mimte Jewgeni Rylow den Unschuldigen und meinte zu seinem plötzlichen Erfolg einzig: «Ich habe meine Aufgaben halt gemacht.»
Zum Apéro im Kreml
Während Rylows Ruf international beschädigt ist, wird ihm in der Heimat der Hof gemacht. Erst am letzten Dienstag durfte der Schwimmer zusammen mit anderen russischen Athleten im Kreml mit Präsident Putin anstossen. Die Regierung demonstrierte so ihren Rückhalt für die Sportler – und bekam im Gegenzug wirksame Bilder fürs Staatsfernsehen in Zeiten zunehmender Isolation.
Geschwommen ist Rylow trotz Sperre auch noch: Bei den nationalen Meisterschaften in Russland ist der 25-Jährige ebenfalls an den Start gegangen. Die Teilnahme sei kein Problem, meinte der Präsident des russischen Schwimmverbands, weil der Wettbewerb kein Fina-Anlass gewesen sei. Der Weltverband sieht das aber möglicherweise anders und prüft bereits weitere Konsequenzen. (cat)