Viele möchten, nur zwei dürfen: Im Strassenradsport kommt es zu einer heiklen Olympia-Selektion. Dabei herrscht Dichte-Stress, sind doch nur zwei Tickets zu vergeben. Was spricht für wen? Swiss Olympic gibt das Aufgebot am Donnerstag bekannt. Blick analysiert die fünf Kandidaten und wagt eine Prognose. Sicher ist: Beide werden in Paris Zeitfahren (27. Juli) und Strassenrennen (3. August) bestreiten.
Stefan Küng (30): Mit einer Wunderwaffe
Läppische drei Wimpernschläge (einer dauert 0,15 Sekunden) fehlten Küng vor drei Jahren zu Olympia-Bronze. Neue Chance, neues Glück? Das Strassenrennen ist mit 273 Kilometer so lang wie noch nie. Für alle brutal, für Küng ideal – wenn andere müde werden, legt er zu. Auch nach vielen, harten Anstiegen? Beim Zeitfahren soll eine neue Wunderwaffe mit dem Namen «Supersonica» stechen. Das Velo von Hersteller Wilier ist 27’400 Franken teuer und pfeilschnell. Vor einer Woche wurde Küng darauf Schweizer Meister. Blick-Prognose: Warum bei den Ausführungen der Konjunktiv fehlt? Einfach: Küng ist in Paris dabei.
Jan Christen (20): Olympia kommt zu früh
Das Schweizer Supertalent kennt seine Limite noch nicht, er wird besser und besser. Seine Fahrweise: Explosiv, angriffig, mutig. Im Zeitfahren hat er trotz seines geringen Gewichts (63 Kilo) ebenfalls Qualitäten. Blick-Prognose: Paris kommt zu früh, ihm gehört die Zukunft.
Marc Hirschi (25): Warten auf den nächsten Coup
Die Heim-WM im Herbst ist ihm wichtiger als Olympia. «Aber ich wäre trotzdem gerne dabei», sagt Hirschi. Auch wenn er seit seinem Durchbruch 2020 stagnierte, ist er ein Mann für die grossen Rennen. Das Olympia-Strassenrennen mit seinen kurzen Anstiegen würde ihm liegen, beim Zeitfahren wäre er chancenlos. Blick-Prognose: Hirschi ist ein heisser Kandidat, schafft es aber knapp nicht.
Stefan Bissegger (25): Der Muni scharrt wieder
Er ist zum bewährten Training von Coach Marcello Albasini zurückgekehrt. Das zahlt sich aus. Bissegger, wegen seines kräftigen Körpers Muni genannt, ist wieder heiss. Er zeigte eine solide Tour de Suisse und kann sich bei der Tour de France die für ihn wichtige Rennhärte für Olympia holen – ein Vorteil gegenüber Hirschi und Co. «Das Zeitfahren in Paris würde mir sehr gut liegen», sagt Bissegger. Kein Wunder: Die 32,4 Kilometer sind fast flach. Das Strassenrennen ist für ihn wohl zu hart. Prognose: Hinter Küng der beste Zeitfahrer – Bissegger erhält das Olympia-Ticket.
Mauro Schmid (24): Überall gut, aber nicht top
Wegen Knieproblemen war sein Frühjahr zum Vergessen. Nun ist der Zürcher umso frischer – zuletzt krönte er sich zum Schweizer Meister im Strassenrennen. Auch im Zeitfahren ist er sehr solide. Prognose: Muss hinten anstehen und darf auf die WM hoffen.