Bis heute ist Jan Ullrich (49) der einzige Deutsche, der die Tour de France gewinnen konnte (1997). Doch nicht nur damit machte der einstige Radstar Schlagzeilen. Immer wieder ging es um Doping, Drogen und Alkoholabstürze – auch nach der Karriere.
Nun packt Ullrich über sein turbulentes Leben aus. Nächste Woche erscheint die Amazon-Doku-Serie «Jan Ullrich – Der Gejagte», die am Mittwochabend vorgestellt wurde. Im Rahmen dieser Veranstaltung sagte Ullrich nun das, worauf die Welt schon lange gewartet hat. «Ich habe gedopt, das ist in der Doku schon klar geworden.» Nach 25 Jahren räumt er endlich mit seiner Lebenslüge auf. «Ich habe mich schuldig gemacht, ich fühle mich auch schuldig.»
Er ist sich bewusst, dass er viele schöne Jahre hätte gewinnen können, wäre er schon früher mit der Wahrheit rausgerückt. «Ich hatte die Eier nicht», begründet er. Nun ist er aber froh, dass es endlich raus ist. «Es tut total gut, es auszusprechen.»
Schmackhaft und unentbehrlich gemacht
Das erste Mal mit Doping in Berührung gekommen ist er schon vor seinem Sieg an der Tour de France. 1995/96 hat alles angefangen. «Damals wurde mir das plausibel erklärt», so Ullrich. «Ich hatte keine Angst. Es war so einleuchtend für mich damals.»
Als er in das System reinkam, sei er jung und naiv gewesen, führt Ullrich weiter aus. «Das wurde mir so schmackhaft und unentbehrlich gemacht, dass ich mich dafür entschieden habe. Meine Karriere wäre zu Ende gewesen, hätte ich es nicht gemacht.» Er habe sich Doping in der Folge schöngeredet, weil das alle anderen auch taten. Da es alle taten, sei es «ja nur eine Chancengleichheit».
Konsequenzen dürfte das späte Dopinggeständnis indes nicht haben. Die Vergehen sind verjährt und Ullrich wird seine Siege wohl behalten. (bir)