«Nicht weit weg vom Tod»
Ullrich spricht über seinen Drogen- und Alkohol-Absturz

Jan Ullrich stürzte nach seiner Rad-Karriere ab. Nun gewährte er Einblicke in die Zeit seines Lebens, die er rückblickend als «Hölle» bezeichnet.
Publiziert: 21.11.2023 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2023 um 14:36 Uhr
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Jan Ullrich sprach in einem Interview darüber, wie er mit Alkohol und Drogen abstürzte.
Foto: Getty Images

Drogen, Doping, Tod: Deutschlands früherer Radstar Jan Ullrich hat tiefe Einblicke in seine mittlerweile überstandene Lebenskrise gewährt. Im Interview mit dem «Stern» sprach der Tour-de-France-Sieger von 1997 über die schwierige Zeit nach dem Dopingskandal, seine Alkoholsucht sowie die Eskapaden auf Mallorca. «Ich war nicht weit weg vom Tod», sagte Ullrich.

Ullrich war 2018 schwer abgestürzt und hatte unter anderem mit seinem Drogenkonsum für Negativschlagzeilen gesorgt. Drei Jahre zuvor war er mit seiner Ehefrau Sara und den drei Kindern nach Mallorca gezogen. Es sei «zuallererst eine Flucht vor dem trüben deutschen Winterwetter» gewesen, erzählte Ullrich: «Am Ende folgte der Absturz – so tief, tiefer ging es nicht.»

Für seine Kinder begab er sich in Behandlung

Ullrich machte die Einsamkeit zu schaffen, als ihn seine Familie verlassen hatte. Der heute 49-Jährige begann zu trinken. «Aus Wein wurde Whiskey. Erst eine Flasche am Tag, später bis zu zwei. Es war ein einziges Betäuben», sagte der gebürtige Rostocker. Seine Finca entwickelte sich fortan zum «Party-Place», «irgendwann brachte einer Kokain mit» und das «macht dich innerhalb kürzester Zeit vom Menschen zum Monster», gab Ullrich zu.

Als Ehefrau Sara aber damit drohte, dass er seine Kinder nicht mehr sehen dürfe, lenkte Ullrich ein. Das sei «der einzige Grund» gewesen, «mich in ärztliche Behandlung zu begeben», sagte er: «Ich wusste: Ich musste etwas tun, wenn ich sie überhaupt nur wiedersehen wollte.»

Radsport ohne Doping wie ein Messer an Schiesserei

Auch zum Thema Doping äusserte sich Ullrich. «Ohne nachzuhelfen, so war damals die weit verbreitete Wahrnehmung, wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schiesserei gehen», sagte er. Sätze, die er damals in dieser Deutlichkeit nie aussprach. Aber um seine Mitmenschen zu schützen, habe er sich dazu entschieden, nichts zu sagen, so Ullrich.

Diese Entscheidung bereut er nun. «Aus heutiger Sicht hätte ich reden sollen. Es wäre für einen kurzen Moment sehr hart geworden, aber danach wäre das Leben leichter gewesen», sagte Ullrich und erklärte: «Es war bisher ein Leben in Extremen. Ich war im Himmel, und ich war in der Hölle. Jetzt bin ich zurück auf der Erde, auf dem Weg in die Mitte.» (AFP/dti)

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