Sie würden gerne Ihr Leben verändern, wagen es aber nicht? Sollte es Sie doch reizen, könnten Sie sich ein Beispiel an Marlen Reusser nehmen.
Mit 27 Jahren war sie chirurgische Assistenzärztin, verdiente gut, hatte eine gesicherte Zukunft. Dann entschied sie sich, ihr Leben auf den Kopf zu stellen – sie wurde Rad-Profi. Das mickrige Gehalt, die Schmerzen und Sturzrisiken nahm sie für ihren Traum in Kauf. Es lohnte sich: Inzwischen ist Reusser Vize-Olympiasiegerin und nun auch Vize-Weltmeisterin.
Dass Reusser an ihrem 30. Geburtstag WM-Gold verpasst hat, ist auf den ersten Blick enttäuschend. Aber eben: Sie ist noch nicht lange dabei, hat technische Defizite. Dass sie daran arbeiten wird, ist selbstverständlich – sie liebt den Radsport über alles. Und genau darum wird sie das Regenbogentrikot eines Tages doch noch überstreifen.
Und was, wenn es nicht so kommt? Auch dann darf sich die Sport-Schweiz an Reusser erfreuen. Denn die Bernerin ist neben dem Velo ebenfalls ein Glücksfall. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, zeigt Emotionen und blickt über den Rad-Tellerrand hinaus. Sogar zu politischen Themen äussert sie sich – eine solche Offenheit sieht man selten. Darum: Gratulation, Marlen Reusser – zu Silber, zum Geburtstag und zur erfrischenden Art.