Die Tour-Verantwortlichen hätten die 17. Etappe der Tour de France am Mittwoch hinauf nach Courchevel nach 140 km und einem Schlussaufstieg im Wintersport-Ort beenden können. Stattdessen führt eine Extra-Schlaufe über den steilen Col de la Loze (2304 M.ü.M.) und über eine lange Abfahrt zurück zum Flughafen von Courchevel. Das Spektakel hat seinen Preis: Die Abfahrt gilt als besonders risikoreich.
Sie ist eine von zwei Etappen der diesjährigen Tour, bei der die Radsport-Welt besonders lange den Atem anhält. Nach dem tragischen Sturz von Gino Mäder (†26) bei der Albula-Abfahrt vor einem Monat an der Tour de Suisse sind alle gewarnt. Auch die Tour-Verantwortlichen, die bereits vor der Rundfahrt zusätzliche Sicherheitsmassnahmen ankündigten. Wie sehen diese im Detail aus?
Die grosse Neuerung ist ein Einzelfall
Speziell ist, dass jetzt die riesigen Sicherheitsmatten aus dem Ski-Weltcup zum Einsatz kommen. Dieses Versprechen machte Tour-Direktor Christian Prudhomme (62) vor zweieinhalb Wochen. Nun stellt sich heraus, dass die rund 30 Meter grossen Polster nur an einer bestimmten Stelle installiert werden: «Eine Kurve wird mit diesen Weltcup-Sicherheitsmatten ausgestattet sein, die gefährlichste von allen», bestätigt Pierre Muglach von der Tour-Kommunikation auf Blick-Anfrage.
Reicht das? Es kommen zusätzlich weitere Massnahmen zum Einsatz. Diese waren im Gegensatz zu den Weltcup-Matten bereits auf der 14. Etappe am Samstag ersichtlich. Da hat die Tour ihre Worte in Taten umgesetzt. Es ertönten Warnsignale und es blinkte am Strassenrand. Rot-weisse Polster schützten gefährliche Stellen, ungewohnt im Radsport waren auch die Tafeln mit digitalen, blinkenden Pfeilen vor einigen Kurven.
Die meisten Unfälle passieren am Schluss
Obwohl sich Etappensieger Carlos Rodriguez (22) am Samstag mit viel Risiko ins Tal stürzte und dahinter die beiden Dominatoren, Leader Jonas Vingegaard (26) und Tadej Pogacar (24), dicht aufeinanderfolgten, ging der Spitzenkampf am Samstag heil über die Bühne.
Abfahrten am Schluss von Etappen gelten als besonders gefährlich, weil sie noch entscheidender sind als in anderen Phasen. Allgemein gilt: «42 Prozent der Stürze passieren in den letzten 20 Kilometern einer Etappe», sagte Ex-Profi Michael Rogers (43) bei der Ankündigungen der Massnahmen vor der Tour und bei der Lancierung des Sicherheitsprogramms «SafeR», das bis 2025 vollständig greifen soll.