Auf einen Blick
- Swiss-Cycling-Geschäftsführer Thomas Peter spricht über Muriel Furrers Tod
- Untersuchung des Unfalls läuft, keine Mutmassungen zum Hergang
- In der Verarbeitung schwanke man zwischen zwei Welten hin und her
Am Freitagnachmittag machte die tragische Nachricht vom Tod Muriel Furrers (†18) die Runde. Vor dem Frauenrennen am Samstag sprach Swiss-Cycling-Geschäftsführer Thomas Peter gegenüber SRF über die schweren Tage.
«Nicht schon wieder – das war auch mein erster Gedanke», sagt Peter rund 15 Monate nachdem bereits Gino Mäder (1997 - 2023) bei der Tour de Suisse tödlich verunfallt war. Als sich schon am Donnerstag abzeichnete, wie schwer Furrers Verletzungen waren, sei dasselbe Care-Team wie damals ausgerückt, um den Sportlern und Betroffenen zu helfen.
Auch für Peter sieht es nach einer Häufung schlimmer Stürze bei Radrennen aus. Doch er versucht, obwohl es in der aktuellen Situation schwerfalle, einen «Schritt zurückzumachen» und das Ganze auch «statistisch» anzusehen. «Gino fuhr unzählige Male über den Albula-Pass. Die WM-Strecke lag unweit von Muriels Wohnort. Ich gehe davon aus, dass sie diese Strecke schon x-mal gefahren ist, ohne dass etwas passierte. Irgendwo sind wir einem gewissen Schicksal ausgeliefert.»
Keine Mutmassung zum Unfall
Auf den Unfall-Hergang will der Geschäftsführer nicht genauer eingehen, sagt nur: «Das Rennen war zerstückelt, was bei Juniorinnen nicht unüblich ist. Ob sie deshalb alleine oder in einer Gruppe unterwegs war, wäre dennoch mutmassend.» Wie auch WM-Organisator Olivier Senn verweist er auf die laufenden Ermittlungen. Senn am Samstag gegenüber SRF: «Nach meinem Wissensstand hat niemand den Unfall gesehen. Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft, herauszufinden, was genau passiert ist.»
Es sei wichtig, dass diese Untersuchung sauber durchgeführt werde, meint Peter. Im Hinblick auf die Zukunft des Radsports blickt er aber auch auf technische Möglichkeiten, wie er sicherer werden könnte. Dank besseren Materials seien Fahrer und Fahrerinnen bis zu 10 Kilometer pro Stunde schneller unterwegs, die Ausrüstung zum Schutz müsse dem Rechnung tragen. Entsprechende Studien, beispielsweise wie sehr ein personalisierter Helm statt ein standardisierter helfen könnte, sind mit der Uni Bern bereits aufgegleist.
«Leben in zwei Welten»
Mit den Emotionen hat der Geschäftsführer zu kämpfen, als er gefragt wird, wie Swiss Cycling seine Sportler für den Abschluss der Rad-WM unterstützte. Dabei würden sie in zwei Welten leben, so Peter: «Auf der einen Seite sind wir verpflichtet, das Optimum herauszuholen. Es ist wichtig, dass wir kühlen Kopf bewahren, uns nicht überwältigen lassen und deshalb Fehler machen. Das ist das Normale, was weiterläuft, wo der Wunsch ist, dass es weiterläuft.»
Doch die andere Seite ist das Wissen, dass wenige Kilometer von hier entfernt eine Kollegin den Kampf um ihre Leben verloren habe. «Man schwankt zwischen diesen zwei Welten. Am Ende sind wir alle nur Menschen, manchmal gelingt es besser, manchmal weniger gut.»