Simpson, Casartelli, Goolaerts
Der Radsport hat schon viele Opfer gefordert

Nach Gino Mäders (†26) tragischem Tod an der diesjährigen Tour de Suisse steht die Sportwelt still. Blick listet Todesfälle aus der Radsport-Geschichte auf.
Publiziert: 17.06.2023 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2023 um 10:30 Uhr
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Richard Depoorter war der erste Tote an der Tour de Suisse, er wurde in einem Tunnel von einem Begleitfahrzeug überfahren.

Schwere Stürze gibt es im Radsport immer wieder. Die Fahrer verletzen sich dabei teils auch schlimm, sie tragen im Gegensatz zu anderen Rennsportlern kaum Schutzkleidung. Tragische Todesfälle nach Stürzen kommen hin und wieder auch vor, auch wenn sie in der letzten Zeit zum Glück seltener wurden. Das jüngste Beispiel: Während der 5. Etappe der laufenden Tour de Suisse stürzte Gino Mäder (†26) schwer und erlag am darauffolgenden Tag seinen Verletzungen. Er ist der zweite Todesfall in diesem Jahrzehnt. Blick listet die tragischsten und einschneidendsten Todesfälle nach Stürzen auf.

Francisco Cepeda – Tour de France 1935

Er war der erste Todesfall an der Tour de France. Bei der Abfahrt vom Col du Galibier während der siebten Etappe stürzte er schwer und erlitt einen Schädelbasisbruch. Cepeda wurde nur durch Zufall von einem Rennkommissar in einem Graben entdeckt. Drei Tage später starb er 29-jährig im Krankenhaus in Grenoble. Der Unfallhergang ist bis heute ungeklärt.

Richard Depoorter – Tour de Suisse 1948

Er war lange Jahre der einzige Todesfall an der Schweiz-Rundfahrt. In einem schlecht beleuchteten Tunnel bei Wassen UR kam der 33-jährige zu Fall, wurde von einem Begleitfahrzeug überfahren und starb auf der Stelle. Der Tunnel wurde nachträglich nach ihm benannt.

Orfeo Ponsin – Giro d'Italia 1952

Ponsin stürzte während der vierten Etappe bei einer Abfahrt schwer und prallte mit einem Baum zusammen. Er starb 23-jährig an den Folgen des Sturzes. Ponsin war der erste Todesfall am Giro.

Tom Simpson – Tour de France 1967

Er wurde 1965 Weltmeister und war der erste Brite, der das Maillot Jaune an der Tour de France trug. Am Mont Ventoux kollabierte Simpson während der 13. Etappe bei der Auffahrt, stieg nochmals auf sein Rad, bevor er wegen eines Herzstillstandes – ausgelöst durch die Hitze und seinen Medikamentenmissbrauch – wieder zusammenbrach und noch am Streckenrand verstarb. An dieser Stelle steht heute ein Gedenkstein, bei dem Radfahrer aus aller Welt etwas deponieren.

Knud Enemark Jensen – Olympia Rom 1960

Der Däne fuhr im Mannschaftszeitfahren mit, 20 Kilometer vor dem Ziel fiel er wegen eines Hitzeschlags vom Velo und zog sich eine Schädelfraktur zu. Im Krankenhaus verstarb der 23-Jährige am darauffolgenden Tag. Der Hitzeschlag wurde durch Dehydratation ausgelöst, die durch die Autopsie auf Doping zurückgeführt werden konnte. Nach dieser Tragödie führte das IOC ab 1967 Dopingtests ein.

Juan Manuel Santisteban Lapeire – Giro d'Italia 1976

Der Spanier stürzte während der ersten Etappe. Er fuhr mit hohem Tempo aus einer Kurve, stürzte und schlug mit dem Kopf gegen die Leitplanke. Santisteban verstarb 31-jährig an seinen Kopfverletzungen.

Emilio Ravasio – Giro d'Italia 1986

Auch Ravasio stürzte in Sizilien während der ersten Etappe und schlug mit dem Kopf auf dem Trottoir auf. Nach dem Sturz stieg er wieder aufs Rad und fuhr ins Ziel. Einige Stunden später erlitt der 23-Jährige einen Herzstillstand, wurde im Krankenhaus ins Koma versetzt und starb letztendlich 16 Tage nach seinem Sturz.

Fabio Casartelli – Tour de France 1995

Der Italiener ist der aktuell letzte Todesfall an der Frankreich-Rundfahrt. Er ist auch einer der schlimmsten. Auf der 15. Etappe, während der Abfahrt vom Col de Portet-d'Aspet, geriet der Olympiasieger von 1992 in einen Massensturz. Ohne Fahrradhelm schlug er mit dem Kopf gegen eine Strassenbegrenzung aus Beton. Der 24-Jährige wurde an der Unfallstelle wiederbelebt, starb aber drei Stunden später im Krankenhaus an seinen schweren Kopfverletzungen.

Andrei Kiwiljow – Paris–Nizza 2003

Der Kasache startete ohne Helm ins Rennen. Er stürzte während des Rennens und erlag später seinen schweren Kopfverletzungen. Wegen dieser Tragödie entschied sich die UCI, eine Helmpflicht bei allen Rennen einzuführen.

Wouter Weylandt – Giro d'Italia 2011

Sein Tod war der bisher letzte an einer grossen Rundfahrt. Der Belgier streifte während der Abfahrt vom Passo del Bocco, auf der dritten Etappe, eine Mauer und stürzte. Auf der anderen Strassenseite kollidierte er mit einem weiteren Gegenstand und blieb regungslos liegen. Obwohl die Retter 30 Sekunden später mit Reanimationsversuchen starteten, verstarb der 26-Jährige noch an der Unfallstelle. Laut Autopsie war der Schädelbruch der Grund für den tragischen Tod. Vier Monate später kam seine Tochter zur Welt.

Michael Goolaerts – Paris–Roubaix 2018

Während des Radklassikers kam der Belgier zu Fall und stürzte in den Strassengraben. Die Retter konnten ihn reanimieren, und er wurde mit dem Helikopter ins Krankenhaus geflogen. Dort wurde ein Herzstillstand diagnostiziert, weswegen er am selben Abend 23-jährig verstarb. Die Autopsie ergab, dass sein Herz vor dem Sturz stehen geblieben und er deshalb vom Rad gefallen war. (nsa)

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