«Erfolg macht süchtig – ich will mehr davon»
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Nach 90 km Monster-Flucht:So knapp verpasst Hirschi den Tour-Etappensieg

Rad-Youngster Hirschi öffnet sein Herz
«Erfolg macht süchtig – ich will mehr davon»

Die Rad-Welt spricht über Marc Hirschi (22). Und der Berner redet mit BLICK – über Stolz, Schlafprobleme, ein glühendes Handy und die Lehren für die Zukunft.
Publiziert: 08.09.2020 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 08:18 Uhr
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So einen Soloritt hat schon lange kein Schweizer mehr gezeigt: Marc Hirschi (22) fährt bei seiner ersten Tour de France während 90 Kilometer an der Spitze.
Foto: freshfocus
Mathias Germann

BLICK: Marc Hirschi, wir erreichen Sie kurz vor 10 Uhr am ersten Ruhetag der Tour. Wie viele Espressos hatten Sie schon?
Marc Hirschi: Einen einzigen (lacht). Aber warum fragen Sie?

Sie zeigten in den Pyrenäen ein Solo über 90 Kilometer und kämpften stundenlang um den Sieg. Nach Platz 3 folgten Interviews, die Siegerehrung und ein sechsstündiger Bus-Transfer.
Ich kam erst um Mitternacht ins Bett. Aber wissen Sie was? Ich konnte auch dann nicht einschlafen. Erst gegen halb zwei oder so fielen mir die Augen zu.

Waren Sie immer noch aufgewühlt?
Es dauerte tatsächlich lange, bis das Adrenalin weg war. Diesen Tag musste ich erst einmal verarbeiten.

Werfen Sie sich rückblickend etwas vor?
Ich habe schon sehr früh attackiert – ohne Erfolg. Da habe ich einige Kräfte verpufft. Und vielleicht hätte ich auf den letzten zwei oder drei Kilometer der Etappe voll durchziehen sollen, anstatt mich von der Gruppe um Roglic einholen zu lassen. Ich folgte dem Rat des Sportlichen Leiters im Teamauto.

Ein Fehler?
Nein. Vielleicht hätten die anderen mich ja auch so geschnappt – wer weiss. Und schliesslich zeigte ich einen guten Sprint.

Sind sie noch immer frustriert?
Mittlerweile weiss ich, dass ich eine mega Leistung gezeigt habe. Ich bin stolz auf mich.

Wie viele Nachrichten erhielten Sie via Handy?
Es hat richtig gescheppert! Alleine auf Instagram und Facebook gab es auf meine Posts mehrere tausend Kommentare. Und dann gratulierten mir noch viele Freunde und Kollegen via WhatsApp.

In einer Abfahrt wären Sie fast in ein Wohnmobil geknallt. Erinnern Sie sich?
War dort ein Wohnmobil parkiert? Das weiss ich nicht mehr (lacht). Jedenfalls hat mich das nicht verunsichert.

Was nehmen Sie aus diesem Tag mit für die Zukunft?
Ich bin schon überrascht, wie gut ich drauf bin – es ist ja meine erste Tour. Aber etwas will ich noch loswerden...

Bitte.
Es ist erst eine Tour-Woche vorbei. Ich habe auch schon 8- oder 9-tägige Rundfahrten bestritten. Aber 21 Etappen am Stück – das kenne ich nicht. Ich bin gespannt, wie mein Körper reagieren wird.

Dennoch: Sie haben alles für einen Top-Klassementsfahrer. Einverstanden?
Das wird sich zeigen. Was ich jetzt schon sagen kann: Erstmals halte ich bei langen Anstiegen mit. Und ich habe einen grossen Fortschritt in der Grundleistung gemacht, mein Motor wurde offenbar grösser. Ganz im Gegensatz zum letzten Jahr bei der Tour de Suisse – da bin ich gegen Ende immer mehr eingegangen.

Wird das nun verspätet eintreten?
Keine Ahnung. Aber was war, kann mir niemand mehr nehmen. Auch die Erfahrung mit den Siegerehrungen, den Medien, den Kontrollen, den Transfers – ich nehme alle mit. Aber ich will schon nochmals etwas zeigen...

Und doch noch eine Etappe gewinnen?
Das wäre super. Meine Tour ist schon jetzt ein Erfolg. Aber Erfolg macht schliesslich süchtig – ich will mehr davon.

Wann gehen Sie heute ins Bett?
Um Mitternacht. Ich bin kein Frühschläfer (schmunzelt).

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