Es sind Bilder, die einem nicht aus dem Kopf gehen. Bei der Flèche Walonne, diesem Monument des Radsports, fliegt ein bis vor kurzem für viele unbekannter Jungspund allen davon. Sein Name: Marc Hirschi. Der 22-jährige Shooting Star aus Ittigen BE wuchtet die brutalen Rampen der Mur de Huy hinauf und siegt. Der zweitplatzierte Benoit Cosnefroy (24, Fr) meint: «Marc war zu gut.» Auch Michael Woods (33, Ka), der Dritter wird, gibt zu: «Ich hatte einfach nicht diesen Extra-Gang wie Marc. Er war der Beste.»
Hirschi hat sich den Respekt seiner Gegner erarbeitet. Bei der Tour de France fuhr er dreimal in die Top 3 und gewann einmal. Danach sprintete er zu WM-Bronze. Und nun der Sieg bei Flèche Walonne. Hirschi hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. «Ich dachte eigentlich, dass ich meine Höchstform während der Tour erreicht hatte. Nun habe ich aber immer noch sehr gute Beine», ist Hirschi selbst überrascht.
«Da bin ich ein Anti-Talent»
Hirschi erhält in der Szene auch grosses Lob für seine Vielseitigkeit. Er beherrscht sein Velo sehr gut, ist taktisch schlau, stark am Berg und wagemutig in Abfahrten. Da fragt man sich unweigerlich, was Hirschi eigentlich nicht kann. «Singen!», sagt er lachend. «Da bin ich katastrophal, ein echtes Anti-Talent.» Kurz darauf wird der U23-Weltmeister wieder ernster und meint: «Es fehlt mir schon noch an physischer Grundlage. Bei der Tour habe ich gemerkt, dass ich nach einem Exploit auf der nächsten Etappe richtig zu beissen hatte. Genau darum ist das Gesamtklassement bei Rundfahrten auch noch kein Thema.»
Ein Thema ist jedoch Lüttich-Bastogne-Lüttich am kommenden Sonntag. Auch dieser Parcours sollte Hirschi liegen. Hat er noch genügend Sprit im Tank? «Langsam werde ich müde, auch im Kopf. Jetzt erhole ich mich aber erst einmal und dann schauen wir weiter.»