In einer hektischen letzten Etappe der 91. Belgien-Rundfahrt behält einer einen kühlen Kopf: der Zürcher Mauro Schmid. Der 22-Jährige in Diensten des Teams Quick-Step Alpha Vinyl kann das blaue Leadertrikot, das er sich am Vortag ergattert hatte, in extremis ins Ziel retten.
Einen Beigeschmack hat der Triumph aber. Denn wie Videobilder zeigen, wurde Schmids Hauptkonkurrent Tim Wellens beim Kampf um entscheidende Bonussekunden mit unfairen Mitteln zurückgebunden – und zwar ausgerechnet von Schmid-Teamkollege Yves Lampaert.
Wellens wird im Sprint klar abgedrängt
Das Drama der insgesamt knapp 180 Kilometer langen Etappe nimmt schon beim ersten Bonussprint seinen Lauf. Wellens ist dort hellwach und schnappt sich die erste von insgesamt drei Zeitbonifikationen des Rennens. Der 31-jährige Belgier übernimmt damit zwischenzeitlich die Führung im Gesamtklassement.
Kurz vor den letzten beiden Bonus-Messungen setzt Wellens dann wieder zum Sprint an. Nochmals ist der Lotto-Soudal-Fahrer aber nicht erfolgreich. Statt vorne wegzufahren, gerät Wellens in ein Gerangel mit Yves Lampaert. Dieser schert immer wieder aus, berührt Wellens mehrfach und drängt ihn so von der schnellsten Linie ab. Während Wellens leer ausgeht, schnappt sich Schmid wertvolle Zeitbonifikationen und wird so auch wieder Gesamt-Leader.
«Ich glaube, es war alles fair»
Wellens ist nach dem Rennen sauer über die rabiate Abwehrarbeit von Lampaert: «Dieser Kampf hat mich den Gesamtsieg gekostet. Er hat da klar einen Fehler gemacht!» Lampaert hingegen ist sich keiner Schuld bewusst. «Auf den TV-Bildern sieht es meistens heftiger aus, als es in Wirklichkeit ist. Ich glaube, es war alles fair.»
Der Fight von Lampaert mit Wellens wird von der Heli-Kamera komplett mitgeschnitten und bleibt darum auch der Renn-Jury nicht verborgen. Sie disqualifiziert Lampaert nachträglich und brummt dem Fahrer zusätzlich eine Busse von 200 Franken auf. Diese dürfte aber wohl aus der Mannschaftskasse beglichen werden. Denn am Gesamtsieg von Kollege Mauro Schmid – der erste Schweizer Belgien-Sieger überhaupt – änderte auch der Jury-Entscheid nichts mehr.
«Scheisse, jetzt ist es vorbei»
Die Freude über den hart umkämpften Sieg ist bei Schmid entsprechend gross: «Das Team hat ein super Job gemacht. Ich habe einen Fehler gemacht beim ersten von drei Sprints, da war ich nicht fokussiert. Ich dachte: Scheisse, jetzt ist es vorbei», sagt der Schweizer nach dem Rennen. Die Mannschaft sei aber ruhig geblieben und die nötige Zeit zurückgewonnen. «Es lag viel Druck auf meinen Schultern, das Team hat alles für mich getan und sich für mich geopfert.»