Darum gehts
- Alessandra Keller startet nach Kreuzband-OP in die Mountainbike-Weltcup-Saison
- Keller entschied sich für die OP nach der Saison als Vorbereitung für Olympia 2028
- 15 Tage nach der OP war sie wieder auf dem Velo, nach 3 Monaten zurück auf dem Trail
Am Donnerstag startet in Araxá (Br) die Weltcup-Saison im Mountainbike. Mit dabei ist auch die amtierende Gesamtweltcup-Siegerin Alessandra Keller. Und das, obwohl sich die 29-Jährige vor rund sechs Monaten am Kreuzband operieren lassen musste.
2018 riss sich Keller bei einem Sturz im Training an der Heim-WM in Lenzerheide das rechte Kreuzband. Trotz dieses Sturzes wurde die Nidwaldnerin einen Tag später U23-Weltmeisterin. In der Folge war die Verletzung rund sechs Jahre lang konservativ behandelt worden. In dieser Zeit hatte Keller zweimal beide Wertungen im Gesamtweltcup gewonnen (2022 und 2024).
Nach Ablauf der letzten Saison entschied sich die Doppel-Doppel-Gesamtweltcupsiegerin, sich einer Operation zu unterziehen. Keller begründet den Zeitpunkt der OP damit, dass es der Anfang eines Olympiazyklus sei: «Die Überlegung war: Was kann ich tun, um 2028 bestmöglich vorbereitet zu sein und die Risiken zu minimieren? Gemeinsam mit meinem Umfeld, meinem Teamchef und dem Operateur trafen wir deshalb diese Entscheidung», sagt sie zu Blick.
Schnelle Rückkehr auf das Velo
Bei der Entscheidung geholfen hat auch der Fakt, dass Kellers Team Thömus Maxon ihr den Rücken gestärkt hat. «Ralph (Teamchef Ralph Näf, Anm. d. Red.) hat zu mir ab Tag eins gesagt, dass ich schon so viel für das Team gemacht habe, dass es okay wäre, wenn ich eine Saison ausfalle», sagt die Nidwaldnerin im Rahmen der Teampräsentation Mitte März in Disentis GR. Diesen Rückhalt des Teams zu haben, sei das Beste, was einem passieren kann.
Bereits 15 Tage nach der Operation sass Keller aber wieder auf dem Velo – mit einer speziellen Kurbel aus Deutschland, die nur minimale Bewegungswinkel zulässt. Aber Hauptsache, sie konnte wieder pedalen. «Ich begann mit kurzen Einheiten von fünf Minuten und steigerte mich langsam. Die gesamte Reha war akribisch durchgeplant», erklärt Keller. Nach vier Wochen habe sie bereits wieder eine Stunde am Stück fahren können, und nach drei Monaten sei sie zum ersten Mal zurück auf dem Trail gewesen.
Erfolgreiche Reha-Phase
Dass der Reha-Prozess so schnell und erfolgreich verlief, hat der 29-Jährigen zufolge verschiedene Gründe. «Ich kenne meinen Körper inzwischen so gut, dass ich keine Rückschritte hatte. Ich musste 2021 bereits das linke Kreuzband operieren. Das war kurz vor Olympia, und ich habe mir da zur Aufgabe gemacht, alles zu dokumentieren. Das hat mir nun einen enormen Rückhalt gegeben», erklärt Keller.
Ausserdem sei sie auch sehr gut betreut worden. Team-Physio Tamara Marolf ist sogar mit ihr ins Trainingslager nach Südafrika gefahren. «Wir konnten zwei Wochen extrem nahe zusammenarbeiten. Dadurch kann man so viel erreichen.»
Heim-WM als grosses Ziel
Zum Weltcup-Start ist die Nidwaldnerin deshalb wieder rechtzeitig fit. «Im Vergleich zum letzten Jahr um diese Zeit fehlen mir etwa 20 Prozent. Zu jenem Zeitpunkt war ich wegen der Olympia-Quali aber auch in Topform. Es ist schwierig, zu quantifizieren, weil ich vielleicht auch in ein paar Sachen besser geworden bin, welche die Defizite kompensieren.»
Das grosse Ziel ist in dieser Saison aber nicht der Weltcup, sondern die im September anstehende Heim-WM im Wallis. «Ich glaube, man muss sich immer wieder ein neues Ziel setzen. Und dieses neue Ziel ist jetzt eine WM- und in Fernsicht eine Olympiamedaille», erklärt die 29-Jährige.
An Grossanlässen der Elite steht Keller noch immer ohne Medaille da. Nachdem sie in ihrer bisherigen Karriere vor allem durch ihre Konstanz überzeugen konnte, will die Nidwaldnerin jetzt auch die Fähigkeit entwickeln, an Grossanlässen zu Hochform aufzulaufen: «Vielleicht braucht es gewisse Rückschritte an anderen Orten. Aber ich glaube, dass mein Fundament so gut ist, dass ich eine konstante Athletin sein und peaken kann.»
Sprich: Keller will weiterhin die konstanteste Fahrerin im Feld sein.