Es ist ein Mountainbike-Märchen, das Lars Forster (29) am Sonntag schreibt. Nur eine Woche vor der EM in Krakau fährt der St. Galler in Österreich allen davon und holt seinen zweiten Weltcupsieg.
Den ersten gabs vor vier Jahren – doch seither machte Forster mit Stürzen und Verletzungen schwierige Zeiten durch. Die Folge: Ende 2022 suchte der damalige Teamkollege von Nino Schurter (37) eine Luftveränderung.
Jetzt ist Forster beim erst dritten Rennen in seinem neuen Thömus-Rennstall wieder ganz oben. Das familiäre Berner Team ist für den zweifachen Europameister sofort zum Erfolgsfaktor geworden.
Forster fand seine innere Ruhe
Ein weiterer Faktor für sein Sensations-Comeback auf dem Podest ist die Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Banker. Der Mann heisst Sandro Stäheli (37), hat für seine Zweitkarriere als Sportmentalcoach die Finanzbranche verlassen und betreut nun Athleten. Den Biker seit eineinhalb Jahren.
Forster sagt vor dem Saisonstart: «Ich bin mir früher oft selber im Weg gestanden. Die schlechten Sachen waren präsenter als die positiven. Diesen Knopf musste ich lösen. Jetzt bin ich sehr happy damit. Es ist schön, dass ich die innere Ruhe gefunden habe.»
Der zweifache Europameister machte sich oft zu viel Druck. Er haderte, zweifelte und grübelte. Themen, die Stäheli anging. Früher leitete der Zürcher Mentaltrainer eine ZKB-Filiale – heute macht er Sportler wie Forster stark.
Der Coach sagt zu Blick: «Lars hat sein Glück früher von Resultaten abhängig gemacht. Wir haben dann den Fokus vom Resultat auf die Leistungen verschoben, damit sich Lars auf die Tasks im Rennen konzentrieren kann, die er braucht, um sehr gute Resultate einzufahren.»
Tiefenentspannt bis kurz vor dem Start
Und Forster liess sich auch neue Wege für die Rennvorbereitung aufzeigen. «Es soll so lange wie möglich nicht ums Rennen gehen», sagt Stäheli, «Lars soll die Spannung erst kurz vor dem Start aufbauen.» Den Druck, der Forster oft bremste, fernhalten. Dabei hilft allerlei Ablenkung und auch autogenes Training für die Tiefenentspannung.
Auch einfach wieder Spass haben am Job als Spitzensportler musste Forster neu verinnerlichen. Der Leogang-Sieger: «Es sind eigentlich simple Sachen. Aber du musst sie zuerst richtigstellen, damit du mit dir selber zufrieden bist.»
Forster und Mentalmann Stäheli sprechen sich etwa alle zwei Wochen. Manchmal auch über Gott und die Welt. Oft via Videocall, manchmal sitzt das Duo aber auch gemeinsam aufs Velo. Stäheli ist selber ambitionierter Radfahrer und Skibergsteiger. Den Kontakt stellte Forsters Trainer Florian Vogel her. Die Idee ist ein Volltreffer.