In der brutalen Rampe hinauf nach Mende (Fr) zapft Michael Matthews (31, Aus) seine letzten Energiereserven an. Obwohl er im drei Kilometer langen Anstieg (Durchschnitt: 10,2 Prozent Steigung) von Alberto Bettiol (28, It) stehen gelassen wird, gibt der Routinier aus Canberra nicht auf. Und tatsächlich: Matthews überholt seinen Gegner und triumphiert. «Das war ein Kampf, es war so hart. Aber ich habe an meine Frau gedacht – ich wollte sie stolz machen.»
Seit 2015 ist Matthews mit der Slowakin Katarina Hajzer verheiratet. Bereits früher erhielt er den Spitnamen «Bling» – dies aufgrund seiner Vorliebe für Schmuck und Piercings. Ihn auf Äusserlichkeiten zu reduzieren, wäre aber falsch. Matthews wurde 2017 Weltmeister im Teamzeitfahren. Vor allem aber hat er 39 Profi-Rennen gewonnen – davon je drei bei der Tour de France und der Vuelta, dazu zwei beim Giro.
«Könnte heute im Knast sitzen»
Matthews ist ein Fahrer, wie es nur wenige gibt. Er kommt gut über kleine Anstiege und ist enorm spurtstark. Diese Qualitäten gibt es im Feld nicht oft. Dabei wäre er einst fast auf die schiefe Bahn geraten. «In meiner Kindheit war ich einer der bösen Jungs», sagte er einst gegenüber «Soigneur.nl». Nur dank der Hilfe seines Sportlehrers habe er die Kurve gekriegt – dieser förderte ihn. «Ohne ihn könnte heute im Knast sitzen», so Matthews.
Im Kampf ums Gelbe Trikot zeigt sich der Gesamtführende Jonas Vingegaard (25, Dä) so wie immer: äusserst souverän. Erneut wehrt er alle Attacken von Top-Favorit Tadej Pogacar (23, Slo) ab.
Die nächste Chance auf das Maillot Jaune bietet sich Pogacar wohl erst nächste Woche in den Pyrenäen, denn auf der morgigen Flachetappe über 202,5 Kilometer von Rodez nach Carcassonne ist kaum viel Zeit gutzumachen.