Die Tour rollt in Richtung Pyrenäen. Höchste Zeit, um Leader Tadej Pogacar anzugreifen! Noch macht aber niemand Anstalten, etwas zu riskieren. Auf der hügeligen Etappe von Carcassonne nach Quillan muss sich der Slowene nicht einmal anstrengen, um sein Maillot Jaune zu verteidigen. Während der holländische Routinier Bauke Mollema (34) mehr als eine Minute auf eine Verfolgergruppe herausholt, bleibt es im Peloton ruhig. Niemand wagt derzeit, am Thron von Pogacar zu rütteln.
Gehts in der Tour also nur noch um Platz 2? Immerhin: Guillaume Martin macht einen Sprung im Gesamtklassement von Rang 9 auf 2. Pogacar kümmert das nicht. Erstens hat mehr als vier Minuten Vorsprung auf Martin und zweitens ist der Franzose kaum stark genug, um Rang 1 anzugreifen. Ein Podestplatz in Paris wäre für ihn wie ein Sieg. Heisst: Frankreich wird weiter auf einen einheimischen Tour-Sieger warten müssen. Bernard Hinault 1985 war der letzte der Grande Nation, der die Grande Boucle für sich entschied.
Immerhin: Auf den 191 Kilometern von Céret nach Andorra la Vella gäbe es am Sonntag eine Möglichkeit, Pogacar zu testen. Gleich drei steile Berge stehen auf dem Programm. Weil aber Primoz Roglic die Tour längst verlassen hat und die vier potenziellen Leadern des Teams Ineos Grenadiers angeschlagen oder nicht gut genug sind, ist eher davon auszugehen, dass Pogacar sein Polster noch mehr ausbauen wird.