Willkommen im zweiten Wohnzimmer des Baarer Kunstradvierers. Hier in der Turnhalle Dorfmatt trainieren die Zugerinnen dreimal wöchentlich. Und hier findet an diesem Mittwochabend das Blick-Gold-Shooting statt.
Sie, das sind Vanessa Hotz (26, Studentin der Tiermedizin), Stefanie Moos (26, Lehrerin), Carole Ledergerber (20, Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau) und Flavia Schürmann (22, Masterstudium chiropraktische Medizin).
Mitte August hatten die vier im schottischen Glasgow ihren grossen Auftritt. Als Belohnung für den WM-Titel gab es die Goldmedaille, das Regenbogen-Trikot, eine Uhr und ein Plüsch-Maskottchen.
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Die Räder haben keine Gangschaltung
Beim Vierer-Kunstradfahren müssen die Sportlerinnen innerhalb von 5 Minuten 25 vorgegebene Übungen absolvieren. In welcher Reihenfolge und mit welchem Schwierigkeitsgrad ist dabei ihnen überlassen. Verwendet werden Fahrräder ohne Gangschaltung, mit denen man auch rückwärts fahren kann und deren Reifen profillos sind.
Wer sich aufs Kunstradfahren einlassen möchte, der muss zahlreiche Entbehrungen in Kauf nehmen. «Ferien, private Feiern und Termine – wir müssen alles aufeinander abstimmen», erklären sie, «wir sitzen deshalb im Winter jeweils zusammen, machen eine detaillierte Jahresplanung und bestimmen die beiden Wochen im Jahr, in denen wir Ferien machen können. Unser Privatleben muss oft zurückstecken.»
«Weitermachen und geniessen»
Trotzdem lohne sich der Aufwand, auch wenn sie keinen Rappen damit verdienen. Im Gegenteil. «Kader-Beiträge, Reisen an die Wettkämpfe, Unterkünfte, Verpflegung – wir bezahlen vieles selber.»
Auch deshalb dachte das Quartett nach dem WM-Titel – für Hotz und Moos war es nach 2019 schon der zweite – über einen Rücktritt nach. «Doch nun wollen wir noch ein Jahr in unseren Regenbogen-Trikots weitermachen und die Zeit geniessen.»
Die vier werden demnach auch 2024 viel Zeit in ihrem zweiten Wohnzimmer in der Turnhalle Dorfmatt verbringen.