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«Man scheut ihn wie der Teufel das Weihwasser»
Riesiger Wirbel in der Para-Szene wegen Über-Franzosen

Beim Para-Rennen der Handbiker an der Rad-WM in Zürich am Samstagmorgen wäre alles andere als ein klarer Sieg des französischen Dauersiegers in der Kategorie H3 eine grosse Überraschung gewesen. Das sorgt für rote Köpfe bei den Schweizern – nicht erst seit dieser WM.
Publiziert: 27.09.2024 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2024 um 12:47 Uhr
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Im Zentrum der Verärgerung: Handbiker Mathieu Bosredon, der auch in Zürich gewinnt.
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Auf einen Blick

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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Zwei überlegene Siege – und niemand hat etwas anderes erwartet. Der französische Handbiker Mathieu Bosredon (33) gewinnt an der Rad-WM in Zürich am Dienstag das Zeitfahren und am Samstagmorgen das Strassenrennen. In seiner Kategorie holt er über fünf Minuten Vorsprung über die eine Stunde und 42 Minuten heraus. Er fährt in einer anderen Liga – und genau das werfen ihm seine Konkurrenten vor.

In den Tagen, bevor es an der WM zum tragischen Tod von Muriel Furrer (†18) kommt, ist der Ärger im Schweizer Team riesig. Para-Legende Heinz Frei (66) ist in der gleichen Kategorie unterwegs, sagt nach seinem WM-Zeitfahren (19.) am Dienstag zu Blick: «Es gibt ein Thema, das mich beschäftigt und mich direkt betrifft. In meiner Klasse hat es Leute, die dahin nicht gehören.» Ein happiger Vorwurf.

Frei, der am Samstagmorgen sein allerletztes WM-Rennen seiner langen und erfolgreichen Karriere bestritten hat, steht mit dem Ärger alles andere als alleine da. Es gab zum Beispiel schon einen Protest. Die erste Startreihe blieb bei einem Rennen einfach stehen, liess den Dominator alleine fahren, sei dann aber durch Bussen abgeschreckt worden, heisst es aus dem Fahrerlager.

Man ist sich spinnefeind

Der Urner Fabian Kieliger (36) nahm ebenfalls in dieser Kategorie namens H3 an der WM teil. Er erzählt über Bosredon: «Das Feld scheut ihn, wie der Teufel das Weihwasser. Man geht ihm aus dem Weg, man grüsst sich nicht.» Auch für Kieliger ist klar: Bosredon, der erst kürzlich umgestuft wurde, fährt in der falschen Klasse. Wie Frei meint er: Der Franzose könne mit dem Körper Dinge tun, die H3-Fahrer normalerweise nicht tun können.

Im Handbike gibt es fünf Abstufungen. Die H5-Kategorie umfasst die Athleten mit geringem Funktionsverlust von Rumpf und unteren Extremitäten. Dann wird abgestuft bis zur H1-Kategorie (vollständiger Funktionsverlust in dieser Körperregion). Bosredon konnte nach einer Neubeurteilung kürzlich von der H4- zur H3-Kategorie wechseln. Zu Unrecht, meinen Frei und Kieliger klipp und klar.

Das sagt Bosredon dazu

Blick spricht Bosredon nach dessen Zeitfahr-Sieg am Dienstag darauf an. Der Franzose gibt ausführlich Auskunft. «Ich verstehe, dass sie frustriert sind, dass ich jetzt in dieser Kategorie bin. Aber ein Klassifizierungsgremium, die Ärzte der UCI, haben mich beurteilt. Das sind die Regeln.»

Warum eigentlich die Abstufung? Bosredon: «Eigentlich wurde ich schon im Jahr 2010 eingestuft, bin also einer der älteren Handbiker, ich hatte damals nicht die gleichen Kriterien für die Einstufung. Nach 2016 haben sich die Regeln geändert und man durfte wieder in die Klassifizierung gehen. Ich habe eine Neubewertung beantragt, das dauerte. Ausgerechnet kurz vor den Paralympics in Paris kam der Bescheid. Also sind die Leute nicht glücklich. Aber dafür kann ich nichts.»

Der Dauersieger verteidigt sich

Ob er die Abneigung seiner Konkurrenten verstehen könne? «Ich verstehe, dass die Leute mit dem System unzufrieden sind. Ganz ehrlich, es gibt viele solcher Fälle in unserem Sport. Ich bin nicht der Erste, aber die Leute stört es, weil ich stark fahre. Wenn jemand, der neu eingestuft wird, 10. oder 15. wird, sagt niemand etwas.»

Etwas ist ihm noch wichtig: «Man darf nicht vergessen, dass ich seit 18 Jahren hart arbeite. Die letzten fünf Jahre war ich jeden Tag auf dem Fahrrad. Wenn ich die Ergebnisse sehe, die die Freunde hinter mir erzielen, dann sind das meine Ergebnisse von vor zwei oder drei Jahren. Sie sind nicht weit weg, es könnte bald hart werden.» Die Schweizer sehen das auf jeden Fall anders, auch wenn der Ärger angesichts der tragischen Ereignisse vom Donnerstag natürlich in den Hintergrund rückt.

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