Nicola Spirig muss wieder einmal ihre Grenzen verschieben, um den vielleicht grössten Erfolg ihrer Karriere zu feiern. Die dreifache Mutter will mit 39 Jahren an ihren fünften Olympischen Spielen zum dritten Mal eine Medaille gewinnen. «Ich bin wieder so fit, wie ich mir das vorgestellt und gewünscht habe», sagt Spirig.
Sie erzählt, wie sich bis zuletzt im Höhentrainingslager in St.Moritz in einem Hitzezelt bei 32 Grad und 75 Prozent Luftfeuchtigkeit auf der Velorolle auf die tropischen Temperaturen in Tokio einstellen konnte. «Ich habe alles gemacht, was es braucht um meine beste Leistung abzurufen.»
Tornado als Nachteil für Spirig
Das gibt ihr eine innere Ruhe, aufgeregt ist sie aber, weil es ihre letzten Sommerspielen werden. «Ich bin schon sehr nervös, aber das braucht es auch. Nur so kann ich meine Top-Leistung abrufen», sagt die Oympiasiegerin von London 2012 und Silbergewinnerin von Rio 2016.
Entgegen der grossen Erfahrung könnte dieses Mal aber auch eine Top-Leistung nicht reichen. Der Grund dafür ist ein Tornado über dem Pazifik, der am Montag das japanische Festland erreicht. Die Turbulenzen treffen vor allem Nicola Spirig, die einen schlechte Startposition hat und als langsame Schwimmerin im aufgewühlten Hafenbecken viel Zeit einbüssen wird.
Trainer hat Taifun schon vorausgesehen
Die Zürcherin nimmt die Zusatzbelastung auf den bevorstehenden 1,5 Kilometern jedoch erstaunlich gelassen. Ihr Trainer Brett Sutton hat das Unwetter schon vor zehn Tagen prognostiziert. «Brett schaut auf jedes Detail und hat das japanische Wetter drei Monate lang studiert», verrät Spirig und muss dabei schmunzeln.
Ernsthaft wird sie aber bei der Erklärung, warum sie trotz Taifun im Wasser nicht zu viel Zeit verlieren darf. «Es gibt über ein Dutzend Athletinnen, die für die Medaille infrage kommen. Und daraus gibt es eine Gruppe von sehr guten Schwimmerinnen, die dann später zusammenhalten werden.»
Muskelkater wegen Tannzapfen
Auf der 40-Kilometer-Velopiste wird Spirig als Verfolgerin vielleicht vereinsamen, während die Spitzengruppe dank Windschatten einen Vorteil hat. Es bleibt ihr nur eine die Chance, wenn sich auch eine Formation findet und dann auf der Laufstrecke, die letzten 10 Kilometern so schnell läuft, wie sie es schon in Rio und London getan hat.
Als wären die Umstände nicht schon schwierig genug, hat sich Spirig aber noch ein ganz anderes Problem eingehandelt. Vor ihrem Abflug nach Japan spielte sie mit ihren Kindern intensiv im Wald und zog sich beim Tannzapfen-Wettwerfen einen Muskelkater zu. «Das gehört als Mami halt einfach dazu», sagt sie nur und lächelt den Schmerz weg.