Einmal im Leben als Fahnenträger die eigene Nation bei Olympia anführen. Es ist wohl die grösste Ehre, die einer Athletin oder einem Athleten während seiner Karriere zuteilwerden kann. Roger Federer durfte dieses Privileg gleich zwei Mal erleben – einmal in Athen 2004 und Peking 2008.
Stan Wawrinka, der mit Federer in China Gold im Doppel gewann, stand 2012 in London an der Spitze der Schweizer Delegation. Für Rio 2016 mussten die beiden Tennisstar angeschlagen Forfait geben – wie jetzt auch für Tokio 2020. Die gewichtigen Absenzen führen nun bei Swiss Olympic zur grossen Frage, wer an der Eröffnungsfeier die Schweizer Fahne hoch halten soll.
Steingruber bricht Männerdominanz
In Brasilien sprengte Giulia Steingruber dank dem neuen Delegationsleiter Ralph Stöckli die Vorherrschaft der Männer. 24 Jahre nach Vreni Schneider an den Winterspielen in Albertville war nun also die Kunstturnerin in der Schweizer Geschichte die erste Frau überhaupt, welche an Sommerspielen als Athletin vorne wegmarschierte.
Obwohl Steingruber die mehrstündige Prozedur mit der Fahne ziemlich zusetzte, gewann sie einige Tage später die Bronzemedaille am Sprung. Fraglich, ob sie dieses Jahr mit ihrem lädierten Oberschenkel erneut für diese gewichtige Aufgabe antreten will. Verdient hätte sie es als aktuelle Europameisterin allemal.
Schurter und Spirig im Schaufenster
Denn Edelmetall im Palmares spielt in den Überlegungen für die Selektion der Fahnenträgerin oder des Fahnenträgers bei Swiss Olympic eine gewichtige Rolle. So könnte auch Olympiasieger Nino Schurter wieder zum Zug kommen. Der mehrfache Mountainbike-Weltmeister war in Rio an der Schlusszeremonie der Apostel der helvetischen Auswahl.
Schlussläuferin war auch Nicola Spirig schon einmal – mit Gold um den Hals war sie in London das perfekte Gesicht für die Schweiz. Die 39-jährige Triathletin tritt als dreifache Mutter nun zum fünften Mal bei Olympia an und hat gute Chancen, die grosse Erscheinung an der Eröffnungsfeier in Tokio zu sein.
Kambundji im exklusiven Kreis
Vorne mit dabei ist auch Mujinga Kambundji. Für die schnellste Frau der Schweiz wäre es eine Premiere. Zwei Jahre nach WM-Bronze über die 200 Meter ist die 29-jährige Bernerin nach dem verheilten Fussbruch im Januar und ihrem Comeback im Frühling eine der Favoritinnen auf die Fahne.
Zumal gemäss Swiss Olympic ernsthaft geprüft wird, diesmal gleich zwei Athleten zu nominieren, was erstmals möglich ist. Vergessen darf man dabei auch Heidi Diethelm-Gerber nicht. Die Bronze-Schützin von Rio nimmt dieses Jahr auch Tokio ins Visier. Sie wäre als Fahnenträgerin natürlich typisch Schweiz.