Blick: Brett Sutton, Hand aufs Herz: Haben Sie Julie Derron diese Silbermedaille zugetraut?
Brett Sutton: Ja, das habe ich. Ich wusste, dass sie dazu fähig ist.
Hätten Sie ihr das vor einem Jahr auch schon zugetraut?
Nein, vor zwei Jahren nicht, vor einem Jahr auch nicht, aber in den letzten neun Monaten hat sie einen Riesenschritt gemacht.
Hat Julie selber auch daran geglaubt, oder mussten Sie Überzeugungsarbeit leisten?
Natürlich haben wir mental viel zusammen gearbeitet – auch am Selbstvertrauen. Julie hat ihre Zeiten im Training gesehen, sie wusste also, dass es möglich ist. Ich würde es mal so sagen: Sie hat gehofft, dass sie um die Medaillen mitstreiten kann.
Ihre Medaille ist silbern, ihre Ohrstecker sind golden – und es sind zwei Pistolen. Der Ohrenschmuck von Triathlon-Heldin Julie Derron fällt auf. Auf SRF erklärt die Zürcherin das Geheimnis hinter den Pistolen. Es hat ganz direkt mit ihrem Sport zu tun, respektive mit Erfolgstrainer Brett Sutton. Derron: «Bei ihm haben alle Mitglieder seiner Trainingsgruppe Spitznamen, bei mir wurde es Little Pistol (kleine Pistole, d.Red.). Deshalb, weil ich eben noch keine Gun (Gewehr) bin.» Frei übersetzt: Die grosse Feuerkraft muss man sich zuerst erarbeiten. Sutton schenkt Derron Anfang Jahr die Ohrstecker mit dem Hinweis, dass sie einmal etwas Grosses erreichen werde. Jetzt hat die kleine Pistole in Paris gross zugeschlagen. Derron: «Das Little können wir jetzt weglassen!» (md)
Ihre Medaille ist silbern, ihre Ohrstecker sind golden – und es sind zwei Pistolen. Der Ohrenschmuck von Triathlon-Heldin Julie Derron fällt auf. Auf SRF erklärt die Zürcherin das Geheimnis hinter den Pistolen. Es hat ganz direkt mit ihrem Sport zu tun, respektive mit Erfolgstrainer Brett Sutton. Derron: «Bei ihm haben alle Mitglieder seiner Trainingsgruppe Spitznamen, bei mir wurde es Little Pistol (kleine Pistole, d.Red.). Deshalb, weil ich eben noch keine Gun (Gewehr) bin.» Frei übersetzt: Die grosse Feuerkraft muss man sich zuerst erarbeiten. Sutton schenkt Derron Anfang Jahr die Ohrstecker mit dem Hinweis, dass sie einmal etwas Grosses erreichen werde. Jetzt hat die kleine Pistole in Paris gross zugeschlagen. Derron: «Das Little können wir jetzt weglassen!» (md)
Sie haben im Frühjahr vier Monate zusammen in China verbracht. Was ist da geschehen, dass sie so stark geworden ist?
Ich habe mit ihr die gleichen Übungen gemacht, wie damals mit Nicola Spirig, als sie sich auf Olympia vorbereitete. Wir hatten so die Vergleiche. Julie erreichte dieselben Zeiten wie Nicola damals. Das hat uns alle zuversichtlich gemacht. Julie ist auf eine neue Ebene vorgestossen.
Durch ihr Training? Sie gelten als harter Hund, als Schleifer.
Wenn das einer sagt, widerspreche ich nicht. Das gehört dazu, tut diesen Mädchen gut. Aber dahinter steckt viel mehr. Ich arbeite sehr viel im mentalen Bereich. Früher war ich ein Boxer und ich denke immer noch so. Ich setze Trainingsmethoden der Boxer ein und mentale Abhärtung. Jeder Boxer weiss, auch wenn er zurückliegt nach Punkten, dass alles noch möglich ist, wenn er wirklich daran glaubt und bereit ist zu leiden.
Brett Sutton ist eine Trainer-Legende des Triathlonsports. Der 65-jährige Australier lebt in St. Moritz und in China, wo er zurzeit Nationaltrainer ist. Daneben betreut er Athleten wie Julie Derron oder Max Studer. Sutton hat als Trainer von Nicola Spirig und Daniela Ryf und vielen anderen Weltstars Geschichte geschrieben. Der Ex-Boxer ist ein unbeirrbarer Instinkt-Coach, der sich in seine Athletinnen und Athleten hineinfühlen und sie mit massgeschneiderten Trainingsreizen zum Optimum führen kann.
Brett Sutton ist eine Trainer-Legende des Triathlonsports. Der 65-jährige Australier lebt in St. Moritz und in China, wo er zurzeit Nationaltrainer ist. Daneben betreut er Athleten wie Julie Derron oder Max Studer. Sutton hat als Trainer von Nicola Spirig und Daniela Ryf und vielen anderen Weltstars Geschichte geschrieben. Der Ex-Boxer ist ein unbeirrbarer Instinkt-Coach, der sich in seine Athletinnen und Athleten hineinfühlen und sie mit massgeschneiderten Trainingsreizen zum Optimum führen kann.
Wäre dieser Leistungsexploit auch gelungen, wenn Sie beide sich in der Schweiz vorbereitet hättet?
Das Training wäre dasselbe gewesen, aber China bot viele Vorteile. Julie hatte da alles, war von zu Hause weit weg, nichts hat sie abgelenkt. Sie trainierte, ass, schlief, trainierte, ass, schlief. Es gab während vier Monaten vollen Fokus auf den Triathlon.
Klingt nach wenig Spass.
Julie ist keine Über-Nacht-Sensation. Sie hat sich alles Schritt für Schritt aufbauen und erarbeiten müssen. Das braucht viel Selbstmotivation und enormen Durchhaltewillen. Sie hat diesen Weg eingeschlagen und zieht ihn durch. In Paris hat man nun gesehen, wie zäh sie ist. Als die Medaille in Reichweite war, hätte sie nichts auf der Welt mehr stoppen können.
Sie haben mit Nicola Spirig eine Triathlon-Olympiasiegerin, eine Legende dieses Sports, geformt. Inwiefern sind die beiden vergleichbar?
In ihrer bemerkenswerten Beständigkeit. Julie hat in diesen Jahren, die wir zusammenarbeiten, vielleicht fünfmal ein Training verpasst. Auch in China war das zu beobachten. Wir waren in drei Camps, sie hat kein einziges Training verpasst. Auch Nicola war unfassbar beständig. Sie ist eine der grössten Athletinnen aller Zeiten. Julie kann sich noch verbessern, zehn Prozent können wir noch herauskitzeln.
Heisst das, das nächste Ziel ist Olympiagold in Los Angeles 2028?
Nein, wir denken nicht so weit. Wir planen jetzt die nächsten zwei Jahre. Sie wird jetzt sicherlich von der olympischen auf die lange Distanz wechseln. Ein Ziel ist es, dass sie mal Weltmeisterin auf der langen Strecke wird. Olympia 2028 nehmen wir später ins Visier.
Neben Spirig haben Sie auch Daniela Ryf geformt und zu fünf Ironman-Titeln geführt. Verraten Sie uns das Geheimnis, das hinter diesen Erfolgen steckt?
Mein Geheimnis ist, dass ich nicht auf diesen ganzen Kram hereinfalle. All diese neuen, sogenannt progressiven wissenschaftlichen Trainingsmethoden, die alle für so wichtig halten. Im Sport geht es für mich um Menschlichkeit. Im Sport geht es um Mut. Den kann man zum Glück nicht messen. Das Messgerät hätte heute vielleicht angezeigt, dass sie zu schnell unterwegs ist und sie mit einem Alarm zum Langsamerwerden aufgefordert. Julie ist aber so gelaufen, wie es ihr zumute war. Und das war genau richtig.
Also lief sie ohne taktische Vorgaben?
Unsere Taktik war, dass sie im Schwimmen so wenig wie möglich Zeit auf die Spitze verliert, auf dem Rad aufschliesst und beim Laufen die Zähne zeigt, den Gegnerinnen klarmacht, dass sie zu allem bereit ist. Das Rennen ist genauso gelaufen. Julie hat das alles umgesetzt.
Ich bin sicher, Sie sind sehr stolz auf Julie. Sind Sie auch stolz auf sich selber?
Aber sicher. Vergessen Sie, wenn ihnen ein Trainer sagt, er habe kein Ego, das stimmt nicht. Julie hat die Silbermedaille gewonnen, das Lob gehört nur ihr. Aber ich habe es geschafft, sie zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Form an den Start zu schicken. Und jetzt freue ich mich auf unsere weitere Zusammenarbeit.