Sie ist der absolute Publikumsliebling der Olympischen Spiele. Hunderttausende wollen sie sehen, ihr ganz nah kommen. Sie steht im Herzen von Paris, zwischen dem Louvre-Museum und der Place de la Concorde, im Jardin des Tuileries. Dort steht sie nicht immer.
Wenn die Sonne untergeht, steigt sie auf, wird von einem monumentalen Heissluftballon 60 Meter nach oben in die Luft gezogen, bis sie ihren Schwebeplatz gefunden hat, von dem aus sie den Nachthimmel über Paris verzaubert. Die Rede ist von der Vasque olympiques, der olympischen Flamme, die gar keine Flamme ist, bloss eine Illusion.
Ein Symbol für sparameren Energie-Umgang
In Wirklichkeit schwebt da oben ein dreissig Meter hohes Wasserbecken mit einem Flammenring von sieben Metern Durchmesser. 200 Hochdrucknebeldüsen erzeugen eine Wasserwolke, die von 40 LED-Projektoren beleuchtet wird. Die olympische Flamme ist also eine elektrische Konstruktion. So etwas gab es noch nie bei Olympia.
Diese Erfindung ist kühn, kreativ, etwas verrückt, jedenfalls innovativ. Eine olympische Flamme, die ohne Treibstoff auskommt, die kühl ist und nicht heiss, die aus Wasser und Licht besteht und ein wunderschön anzuschauendes Symbol für einen vernünftigeren und sparsameren Umgang mit der Energie ist.
Und auch eine Reminiszenz an frühere Heldengeschichten. Im November 1783 stieg in Paris der erste bemannte Heissluftballon der Geschichte in die Lüfte. Im Garten des Schlosses La Muette liessen die Gebrüder Montgolfier ihren selbstgebauten Ballon mit zwei Passagieren vom Boden abheben und lauteten so eine neue Ära der Menschheit ein – die Eroberung der Lüfte.
Die Vasque olympique leuchtet noch bis Ende der Paralympischen Spiele, also bis in die Nacht zum 9. September, am Himmel von Paris. Die Homepage, auf der man sich übers Netz eine Gratis-Eintrittskarte in den Jardin des Tuileries besorgen könnte, ist seit den ersten Minuten ihrer Aufschaltung dauerüberlastet. Kein Wunder: Der Anblick der Vasque ist zum Weinen schön.