Die Teilnahme des holländischen Beachvolleyballers Steven van de Velde ist höchst umstritten. Der heute 29-Jährige wurde 2016 in England wegen Vergewaltigung einer 12-Jährigen verurteilt. Zum Zeitpunkt der Tat war er 19 Jahre alt. «Es ist der grösste Fehler meines Lebens», sagt er heute.
Per internationalem Haftbefehl wurde er nach England ausgeliefert, wo Sex mit Kindern unter 13 juristisch in jedem Fall als Vergewaltigung gilt – unabhängig davon, ob Zwang ausgeübt wird. Nach einem Jahr hinter Gittern wurde er in die Heimat entlassen, wo er kurz darauf freikam. In Holland fällt seine Tat unter Unzucht.
Buhrufe als Motivation
Wie schon beim ersten Olympia-Auftritt wurde Van de Velde auch im zweiten Match vom Publikum ausgebuht. Nun sprach sein Partner Matthew Immers mit der deutschen «Bild». «Es ist, wie es ist. Ich war enttäuscht von den Fans. Wir haben auf dem Feld gesprochen und uns gefragt: Was brauchen wir voneinander? Es war schlimmer als im ersten Spiel. Wir brauchen uns auf dem Feld, die Umarmungen, das Anfeuern», sagt der 23-Jährige.
Abgesehen von den Spielen und den Trainings sehen sich die Teamkollegen in Paris nicht. Denn Van de Velde wohnt nicht im olympischen Dorf, will sich, so gut es geht, aus der Schussbahn der Öffentlichkeit nehmen. «Es ist schwierig», konstatiert Immers. Doch der Gegenwind ist für ihn auch eine Extraportion Motivation: «Ich war richtig on fire! Ich mag es, wenn die Fans gegen mich sind. Ich will dann den Leuten zeigen, wie gut wir sind. Und das haben wir.» Die Holländer gewannen das Spiel 21:19, 21:16 gegen die chilenischen Cousins Marco und Esteban Grimalt.
Fokus auf der Gegenwart
Dass sein Partner sich nicht mehr zum Thema äussern will, versteht er: «Er hat viel Druck auf seinen Schultern. Ich bin okay damit. Mental sind wir stark, ich bin stark, wir stehen das zusammen durch.» Auch er selbst will nicht viele Worte dazu verlieren: «Was in der Vergangenheit war, ist Vergangenheit. Ich kann seine Vergangenheit nicht ändern. Ich bin hier, um mit ihm zu spielen. Wir wollen hier gute Ergebnisse erzielen. Es gibt viele Leute, die uns unterstützen. Wir tun es für sie.»
Der Fall scheidet die Geister. Für die einen gehört er nicht ans Olympiaturnier, für die anderen geht eine Teilnahme nach verbüsster Strafe in Ordnung.