In zwei wenig beachteten Sportarten könnte es für die Schweiz die Olympia-Medaillen neun und/oder zehn geben. Der zweitletzte Wettkampftag bei Olympia könnte der Tag der unverhofften Erfolge werden. Das musst du wissen, um die Medaillenrennen mit Spannung zu verfolgen:
Golf-Überraschung Métraux
Bisher wurden im Golf bei Olympischen Spielen erst neun Medaillensätze vergeben – für die Schweiz schaute dabei nie etwas heraus. 2016 in Rio stand der Sport erstmals seit dem Jahr 1904 wieder auf dem Programm.
Die Waadtländerin Morgane Métraux, die seit einigen Jahren in Florida wohnt, grüsst vor der abschliessenden vierten Runde von der Tabellenspitze. Genau wie die Neuseeländerin Lydia Ko hat die 27-Jährige die bisher drei Mal 18 Löcher in neun Schlägen unter Par gemeistert – an vier Tagen wird jeweils eine Runde gespielt.
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Die Zählweise: Jedes der 18 Löcher wird mit einer Anzahl Schlägen bewertet, die für ein sogenanntes Par benötigt werden. Ein Par gibt Null Punkte. Schafft man das Loch in weniger Schlägen als vorgegeben, kriegt man Minuspunkte gutgeschrieben, benötigt man mehr Schläge, bekommt man Pluspunkte. Es gilt also: je weniger Punkte, desto besser.
Die Ausgangslage: Vor dem Olympia-Turnier hätte kaum jemand mit einer derart guten Leistung von Métraux gerechnet, liegt sie doch nur auf Rang 137 (!) der Weltrangliste. In den vergangene drei Tagen hat die gebürtige Lausannerin jedoch eine beeindruckende Konstanz bewiesen. In 54 Löchern hat sie nur neun Bogeys (ein Schlag über Par) geschrieben – plus zwei Punkte gab es nie.
Auch die Nerven hat sie eindrucksvoll im Griff gehabt. In der dritten Runde vom Freitag sind ihr zwei Bogeys in Folge unterlaufen. Métraux ist aber ruhig geblieben und hat sich mit einem Birdie (eins unter Par), drei Pars und einem phänomenalen Eagle (zwei unter Par) zum Tagesabschluss wieder in eine 1A-Ausgangslage gebarcht. Die besten Drei starten am Samstag 12.39 Uhr in die finale Runde.
Die Favoritinnen: Die Top 10 der Weltrangliste sind bisher hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben – nur eine von ihnen steht aktuell unter den besten Fünf: die US-Amerikanerin Rose Zhang. Sie liegt nur zwei Schläge hinter den Erstplatzierten. Neben der Neuseeländerin Ko, die mit Métraux das Feld anführt, werden ihr die besten Chancen zugeschrieben.
Die Weltnummer eins, Nelly Korda aus den USA, hat bis jetzt fünf Schläge auf das Spitzenduo verloren und muss auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen. Ebenfalls noch ganz vorne im Medaillenrennen dabei sind die Japanerin Yamashita (minus 7, Weltnummer 18) und die Thailänderin Thitikul (minus 6, 15).
Dällenbach: Der Exote unter den Exoten
Der Moderne Fünfkämpfer Alexandre Dällenbach stammt von La Réunion und wohnt auch auf der französischen Insel im indischen Ozean. Der einstige Triathlet wurde einst wegen Dopings gesperrt, erlitt bei einem Wettkampf einen Atemstilstand und hatte seine Karriere eigentlich bereits beendet und ein Café auf La Réunion aufgemacht. Trotzdem hat sich der 33-Jährige seinen Olympia-Traum verwirklicht und kämpft nun überraschend sogar um die Medaillen (Final am Samstag ab 17.30 Uhr).
Der Modus: Am Donnerstag und Freitag haben die Fünfkämpfer im Fechten, Springreiten, Schwimmen und im Laser-Run, bestehend aus Laufen und Pistolenschiessen, um die Plätze im Final gekämpft, wobei das Reiten in diesem Jahr zum letzten Mal auf dem Programm steht. Tierquälerei-Skandale, wie bei Olympia vor drei Jahren, sorgten für grosse Diskussionen. Für jede Disziplin sammeln die Athleten Punkte. Im Final werden die Karten neu gemischt, die bisherigen Punkte zählen nicht mehr.
Die Ausgangslage: Als Zweiter seines Halbfinals hat sich Dällenbach mit 1510 Punkten souverän für den Final der besten 18 qualifiziert – und ist dabei nur sechs Punkte hinter dem neuen Olympia-Rekord des Ägypters Ahmed Elgendy (24) geblieben. Der Schweizer hat im Fechten 230, im Reiten 267, im Schwimmen 311 und im Laser-Run 693 Punkte erreicht. Über beide Halbfinals betrachtet, hat Dällenbach damit das fünftbeste Ergebnis geschafft.
Die Favoriten: Für eine Medaille kommen viele infrage. Zu den heissesten Anwärtern gehören die Quali-Besten Elgendy (Ägy, Weltnummer 4) und Woongtae Jun (Kor, 2), die in Tokio bereits Silber und Bronze gewannen. Auch der Olympiasieger von Tokio, Joseph Choong (GB), hat sich – wenn auch knapp – mit 1497 Punkten für den Final qualifiziert.