Gold-Favorit Peaty ging durch die Hölle
«Ich wäre fast am Sport zugrunde gegangen»

Schwimmer Adam Peaty hat im Sport schon alles erreicht, was man erreichen kann. Dann begann ein Drama, das in Paris ein «unmögliches» Ende finden könnte.
Publiziert: 28.07.2024 um 10:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2024 um 15:25 Uhr
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Der britische Schwimmer Adam Peaty hat schon beides erlebt: Himmel und Hölle.
Foto: Getty Images
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Adam Peaty stieg hoch wie Ikarus, wurde zweimal Olympiasieger über 100 Meter Brust. Dann stürzte er im Höllentempo ab: Verletzung, Leistungsknick, mentale Probleme, Depressionen, Alkohol, Trennung von seiner Frau, mit der er einen gemeinsamen Sohn hat. Ein Superstar, der sich plötzlich ganz unten wiederfand.

Peaty, 1,91 Meter gross, muskelbepackt, beide Arme tätowiert. Auf dem linken Oberarm ein Löwengesicht und die Olympiaringe. Auf dem Bauch ein Kreuz: Darunter steht: «Into the Light». Tief unten im Dunkeln war er. In einer «selbstzerstörerischen Spirale», wie er selber sagt. Er konnte nicht mehr. «12'000 Meter am Tag allein trainieren, das ist hart.» 

Er wollte nicht wie ein Penner enden

Es begann 2022 mit einem Ermüdungsbruch im Fuss. Deswegen verpasste er die WM in Budapest. Danach war plötzlich alles anders. Er fing an zu zweifeln, dann zu verzweifeln. Die Leichtigkeit weg, seine Frau auch. Sein Fall war nicht aufzuhalten, erst am tiefsten Grund. Adam Peaty musste eine Pause vom Schwimmen einlegen. «Hätte ich weitergemacht, ich wäre am Sport zugrunde gegangen», sagte er in einem TV-Beitrag von Eurosport.

Doch im 29-Jährigen steckt der Wettkampf. Er wollte nicht enden wie ein Penner, raffte sich auf, startete seine zweite Karriere und steht jetzt schon beinahe wieder da, wo er einst gewesen ist. In Paris über 100 Meter Brust schwamm er am Samstagmorgen im Vorlauf die zweitbeste Zeit. Zwar 2,3 Sekunden über seinem Weltrekord von 56,88 Sekunden, doch er war damit fürs Erste ganz zufrieden.

Aber der Brite will mehr, nichts weniger, als das Unmögliche schaffen: «Es ist schwer genug, olympisches Gold zu gewinnen. Das zu wiederholen ist hundertmal schwieriger. Und ein drittes Mal? Das macht einfach niemand, denn das bedeutet, zwölf Jahre lang in Form zu bleiben.»

Als Kind hatte er Angst vor dem Wasser

Schaut man ihm beim Start zu, kann man fast nicht glauben, dass er als Kind Angst vor dem Wasser hatte. Kraftvoll und reaktionsschnell springt er ab, die Tauchphase dauert sechs Sekunden. Dann der erste Atemzug und los gehts im Rhythmus der Armzüge, den er im Training in jede Kraftübung einbaut. Peaty funktioniert wie ein Uhrwerk. Die Züge im Wasser geben den Takt seines Lebens vor.

Gewinnt er ein weiteres Mal Gold? Dafür hat er in den letzten Monaten geschuftet wie ein Besessener, sich mental und körperlich gestählt, fast unmenschlich hart trainiert. 12'000 Kalorien verschlingt er während der Hochtrainingsphasen am Tag. Adam Peaty will nicht einfach gewinnen, sondern besser gewinnen als je zuvor. Sein Ziel ist die totale Dominanz. Am Samstagabend hat sich der Brite im Halbfinal mit 58,86 als Schnellster souverän den Finalplatz gesichert. Heute setzt Peaty um 21.44 Uhr zum Sprung in die Unsterblichkeit an.

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