«Wenn du vor oder während eines Rennens an den Sieg denkst, ist es vorbei.» Während eines Wettkampfes versucht Martin Dougoud (33) nur an das Hier und Jetzt zu denken. Bloss keine Gedanken an die Zukunft zulassen, er versucht sich einfach aufs Kajakfahren zu konzentrieren. Das war jedoch nicht immer so.
Nach den Spielen in Tokio litt Dougoud, der Schweizer Kajakfahrer, an Motivationsproblemen, mentalen Blockaden und hatte Mühe, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Er musste den enttäuschenden 13. Platz verkraften und wusste nicht, wie er mit seinen schwankenden Emotionen umgehen sollte. Nun ist er mit 33 Jahren wieder an den Olympischen Spielen mit dabei. Wie er seine Blockaden lösen konnte, erzählt er in einem Blog-Post von Swiss Olympic.
Hypnose als Lösung?
«Ich kann so nicht weitermachen. Entweder ich finde eine Lösung, bei der es Klick macht – um zu verstehen, warum meine Leistung und auch der Spassfaktor so inkonstant sind –, oder ich höre auf», sagte er seinem Trainer. Dougoud begann, mit einem Mentalcoach zu arbeiten. Er stärkte sein Selbstbewusstsein und realisierte, dass er an der Weltspitze mitfahren könnte. Doch irgendwann konnte auch ein Mentalcoach nicht mehr helfen. Dougouds Probleme lagen tiefer.
Von einem Bekannten eines Bekannten erfuhr er von Hypnose und wusste sofort: Das muss er ausprobieren. Nach einer der ersten Sitzungen ist er völlig erschöpft und fragt seinen Therapeuten, was er nun machen soll. Dieser antwortet: «Lass es einfach geschehen, dein Unterbewusstsein arbeitet und schickt dir wertvolle Informationen und positive Schwingungen.»
Rasanter Aufstieg in die Top 10
Die Hypnose half ihm, seine tieferen Beweggründe für den Sport zu verstehen und ein Gefühl der Legitimation zu entwickeln. Der Wassersportler hatte Erfolg mit dieser Methode. «Innerhalb von etwa fünf Jahren bin ich in der Weltrangliste von Platz 150 auf Platz 6 aufgestiegen. Ich glaube, das reicht als Beweis aus.»
Nun macht er drei bis vier Hypnose-Sitzungen im Jahr. Wann immer der 33-Jährige das Gefühl hat, etwas stimmt nicht, vereinbart er einen neuen Termin. Während Wettkampfzeiten macht er parallel dazu zwei bis drei Meditationssitzungen pro Woche. «Das hilft mir sehr, zur Ruhe zu kommen und mich im Hier und Jetzt zu fühlen.»
Wie gut Dougoud in Paris dem Druck wird standhalten können, bleibt abzuwarten. Es werden mit Sicherheit andere Spiele als in Tokio werden. Damals waren alle Stadien leer und die Maskenpflicht und Sicherheitsvorkehrungen waren allgegenwärtig. In Paris hingegen werden 12'000 Fans am Wildwasserkanal erwartet. Dougouds Plan: «Kajak fahren, ganz im Hier und Jetzt sein und Spass auf dem Wasser haben.»