Sie wirken wie Michelin-Männchen, bloss dass sie nicht aufgeblasen sind. Helfer, Beamte, Anweiser, Begrüsser – alle in Ganzkörperschutzanzügen. Als wir chinesischen Boden betreten, betreten wir auch eine andere Welt. Während in der Schweiz bereits das Ende der Pandemie heraufbeschworen wird, steht das Reich der Mitte noch unter Alarmstufe rot. Nicht, dass die Inzidenzzahlen besonders hoch wären – doch das ist egal, vor allem während Olympia. Die Welt soll schliesslich sehen, dass China alles im Griff hat. Und da geht man kein, aber wirklich gar kein Risiko ein.
Die eigentliche Reise beginnt schon 14 Tage vor der Ankunft in China. Täglich muss auf einer App der eigene Gesundheitszustand beurteilt werden. «Wie hoch ist ihre Körpertemperatur heute?», wird gefragt. Ob überhaupt ein einziger Journalist das Fieberthermometer hervorkramt, ist fraglich. Bei vielen beträgt die Körpertemperatur darum während zwei Wochen 36,5 Grad – man muss ja etwas aufschreiben. Es folgen – die Impfung vorausgesetzt – zwei PCR-Tests vor dem Abflug. Diese brauchts, um den «Green Health Code» zu erhalten. Er ist der ultimative Beweis, dass man wirklich für niemanden ein Risiko darstellt.
Testen und warten – aber schlimm ist es nicht
Zurück zum Flughafen in Peking. Das Englisch der Michelin-Männchen (und Frauchen), die einem manchmal freundlich, manchmal aber auch harsch die Richtung weisen, weckt Zweifel. «War das überhaupt Englisch?», schüttelt jemand den Kopf. Egal. Die Passkontrolle geht zügig, der erste PCR-Test (einmal Rachen, einmal Nase) auch. «Ich wurde seit Beginn der Pandemie 143 Mal getestet, aber das war der härteste», findet Blick-Kollege Marcel W. Perren. Tatsächlich gibt es viele, die mit Tränen in den Augen die Kabinen verlassen. Sicher ist: Bis zur Abreise werden weitere 21 Tests folgen. Nur wer täglich negativ ist, darf im eigenen statt im Isolations-Hotel bleiben. Die Corona-Bubble darf nicht platzen.
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Nachdem wir eine gute weitere Stunde gewartet haben, gehts rund. Zuerst Gepäck holen, dann die Anweisungen. Wer Beat Feuz sehen will, steigt in den Bus nach Yanqing. Wer was von Andri Ragettli will, fährt nach Zhangjiakou. Und wer die Eishockey-Nati verfolgt, bleibt in Peking. Das Militär salutiert, als sich die Busse in Bewegung setzen. Die Fahrt nach Yanqing dauert zwei Stunden – eine davon steht der Bus auf einer Raststätte bockstill. Warum, weiss niemand – ist aber auch nicht dramatisch.