Federica Brignone (31) und Sofia Goggia (29) gehören zu den erfolgreichsten Skifahrerinnen dieser Saison. Zusammen haben die Italienerinnen neun der 13 Speed-Rennen gewonnen (Goggia vier Abfahrten und zwei Super-G, Brignone drei Super-G). Auch bei Olympia steigen sie aufs Podest. Goggia gewinnt Abfahrts-Silber, Brignone Riesenslalom-Silber und Kombi-Bronze. Eint die beiden ihr Erfolg, so weit entfernt sind sie privat voneinander. Denn sie können sich nicht ausstehen. Nun mischt sich auch Brignones Mutter in den Zoff ein.
Maria Rosa Quario, selber ehemalige Skifahrerin, giesst ordentlich Öl ins Feuer. Am Mittwochabend, also wenige Stunden bevor ihre Tochter in Peking aufs Kombi-Podest steigt, schiesst sie scharf gegen Goggia, bezeichnet sie als egozentrisch. «Sofia sieht sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, das geniesst sie. Sie sucht höllisch nach Anerkennung. Federica ist dagegen schüchtern und sie interessiert es nicht, was die Leute über sie denken», sagt die 60-Jährige in einem Interview mit «Radio Capital». «Die zwei waren noch nie Freundinnen. Auch als sie noch niemand kannte, konnten sie nicht gut miteinander.»
Respekt trotz viel Kritik
Trotz aller Reibereien mit ihrer Tochter hat Quario aber auch Respekt vor Goggia. Denn die 29-Jährige zittert nach einem üblen Sturz Mitte Januar um ihren Olympia-Start. «Ich habe nicht daran gezweifelt, dass sie ein gutes Rennen machen wird», sagt Quario. Und fügt an: «Sie besitzt eine beeindruckende Entschlossenheit, aber ihre Verletzung war nicht so schwer. Wenn sich jemand den Fuss bricht, glaube ich nicht, dass er nach 23 Tagen wieder auf die Piste zurückkehren kann.»
Diese Aussagen sorgen für viel Wirbel. Deshalb setzt Quario, die heute als Journalistin tätig ist, in einem Artikel, den sie für «Il Giornale» schreibt, nach. Sie betont auch in diesem, dass Goggias Leistung unglaublich sei. Und teilt dann noch einmal aus: «Bis gestern meinte ich, dass sie eine menschliche Skifahrerin ist. Doch ich habe mich geirrt.» Zu ihrer Aussage, dass Goggia egozentrisch sei, fordert sie auf, dass man ihr das Gegenteil beweist. Denn: «Wirkt ein Mensch nicht egozentrisch, wenn er wenige Stunden nach dem Rennen zu Hause anruft, aber nicht, um seine Freude und seinen Stolz zu teilen, sondern um zu erfahren, wie die Reaktionen auf seine Medaille in Italien waren?»
Dass eine Mutter sich für ihre Tochter einsetzt, ist verständlich. Ob Quario damit allerdings dazu beiträgt, dass die Stimmung italienischen Team besser wird, ist fraglich. (bir)