Das muss Geschwisterliebe sein. Auf den seltenen Umstand angesprochen, das Olympia-Abenteuer in Peking mit dem Bruder teilen zu können, sagt Alina Müller: «Ich habe mich fast noch mehr gefreut, dass Mirco dabei sein kann. Bei den Männern ist es hart, das Team zu schaffen. Und in den letzten Jahren musste er viel einstecken.» Für den Lugano-Verteidiger, der nach neun Jahren im Ausland auf diese Saison hin in die Heimat zurückgekehrt ist, sind es die ersten Olympischen Spiele. Und darum umso besonderer.
«Es ist etwas Spezielles», betont der 26-Jährige, «Geschwister bei Olympia, das gibts nicht oft.» Doch als hätte er eine böse Vorahnung gehabt, sagt Mirco Müller vor seiner Abreise, dass die Ungewissheit betreffend Corona noch wie eine dunkle Wolke über allem schwebe. Prompt kann seine jüngere Schwester ihrem Team erst zwei Tage später nachreisen, weil ihre Testergebnisse in der Schweiz nicht eindeutig sind.
Nach seiner Ankunft in Peking bleibt auch der Ex-NHL-Spieler (New Jersey, San Jose) mit einem unklaren PCR-Resultat hängen, fehlt im ersten Training am Freitag. Doch der zweite Test ist klar negativ – am Abend sind beide Geschwister bei der Eröffnungsfeier dabei.
Für Alina Müller sind es bereits die dritten Olympischen Spiele. 2014 in Sotschi ist sie die jüngste Teilnehmerin mit damals 15 Jahren – und holt sensationell die Bronze-Medaille mit dem Frauen-Team. Obwohl schon acht Jahre her, erinnert sich ihr Bruder noch bestens. «Ich war in Nordamerika, bei mir war es ganz früh am Morgen. Die Schwedinnen führten 2:0. Dann bin ich kurz eingenickt.» Als Mirco Müller wieder erwacht, gelingt den Schweizerinnen der Ausgleich. «Da habe ich natürlich weitergeschaut.» Zum Glück, denn seine Schwester schiesst die Nati 67 Sekunden vor Schluss zur Olympia-Medaille.
Die Eltern sind so oder so schon stolz auf ihre Kinder, werden nun natürlich häufig darauf angesprochen, dass beide in Peking sind. «Wir zwei können es vielleicht erst in ein paar Jahren so richtig einordnen, was das hier bedeutet hat», mutmasst Alina Müller.