Es sind Bilder, die kaum zu ertragen sind. Die bitteren Tränen, die Goldfavoritin Kamila Walijewa nach der verpassten Medaille in der Kür verdrückte, sie schmerzen. Da ist ein 15-jähriges Mädchen, das öffentlich durch den Doping-Dreck gezogen wird. Zerbrochen am Druck lässt sie nach der Kür ihren Emotionen freien Lauf. Ihre Trainerin scheint dies kaum zu interessieren. Trost? Gibts nicht. «Mir lief es kalt über den Rücken», kommentiert IOC-Präsident Thomas Bach die Szene. «Statt sie zu trösten, statt ihr zu helfen, nachdem was geschehen war, konnte man spüren, wie eiskalt die Atmosphäre war.»
Der Kreml dagegen verteidigt Trainerin Eteri Tutberidze. Bach möge «die Härte unserer Trainerinnen und Trainer nicht, aber jeder weiss, dass diese Härte im Spitzensport der Schlüssel zum Sieg ist», lässt Kremlsprecher und Putin-Freund Dmitri Peskow ausrichten. «Walijewa war Vierte, aber im Spitzensport gewinnt die Stärkste.»
Staatspreis für Walijewa?
Mittlerweile ist Walijewa wieder zu Hause. Am Freitag wurde sie von Fans am Flughafen in Moskau empfangen, es gab Blumensträusse und aufmunternde Transparente für die Olympionikin. Ohne Kommentar, aber sichtlich gerührt, bahnte sich Walijewa den Weg durch die Menge.
Bei den Fans wird sie gefeiert, gar als Heldin bezeichnet – zumindest diese Unterstützung ist der jungen Athletin gewiss. Nun soll es doch auch vom Staat noch etwas Zustimmung geben. Wie die russische Website «Championat» schreibt, dürfte Walijewa einen Staatspreis erhalten. Dies soll der Vorsitzende des Ausschusses für Körperkultur und Sport des nationalen Parlamentes angekündigt haben. «Das haben wir mit dem Sportminister besprochen. Es ist noch nicht bekannt, um welche Art von Auszeichnung es sich handelt, das entscheidet die Präsidialverwaltung», heisst es.
Happy End? Kaum. Olympia ist für Walijewa vorbei, die Narben und das Trauma der letzten Wochen bleiben. Und: Die Debatten um ihre Person werden weitergehen. Vorerst möchte die Beschuldigte mit einer B-Probe ihre Unschuld beweisen. Mit Anwälten soll aufgezeigt werden, dass das verbotene Herzmittel unbeabsichtigt in ihren Körper gelangt ist. Ihr Grossvater nehme dieses Medikament und er verbringe viel Zeit mit ihr. Zudem sei die Konzentration der verbotenen Substanz in der Probe extrem gering gewesen. Gründe, die aus Sicht der Anwälte die These einer versehentlichen Aufnahme stützen. (mam)
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