Darum schreien die Curling-Spieler immer so
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Lautes Wettkampf-Ritual:Darum schreien die Curling-Spieler immer so

Beni Thurnheer über Turin 2006
«Am Anfang haben sich alle Curling-Spieler über mich zu Tode geärgert»

Curling ist Kult in der Schweiz. Dank dem Erfolg der Schweizer Frauen. Und dank Beni Thurnheer, der zusammen mit Expertin Luzia Ebnöther in Turin 2006 den Randsport zum TV-Volkssport machte.
Publiziert: 19.02.2022 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2022 um 10:50 Uhr
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Kult-Duo: Beni Thurnheer kommentiert 2006 in Turin zusammen Luzia Ebnöther der Schweizer Volk wie Curling funktioniert.
Foto: Keystone
Sebastian Rieder

Beni Thurnheer, die Schweizer Curlerinnen verpassen den Einzug in den Final mit 6:8 gegen Japan. Wie fest haben Sie mitgefiebert?
Ich bin immer noch im Curling-Fieber und habe den Frauen die Daumen gedrückt. Ich habe fest daran geglaubt, dass sie Gold gewinnen, jetzt spielen sie halt um Bronze. Die Männer sind leider schon ausgeschieden. Aber das war fast immer so, dass die Schweizer Frauen besser waren.

Wie 2006 in Turin, als das Team von Mirjam Ott die Silbermedaille holte. Sie haben damals als Neuling erstmals Curling für SRF kommentiert.
Als mir das zugeteilt wurde, wusste ich rein gar nichts von Curling. Zum Glück hatte ich Luzia Ebnöther als Co-Kommentatorin. Ich hatte mir im Vorfeld aber viele Gedanken gemacht, wie man das kommentieren soll. Ich habe mich dann für die Variante Adam und Eva entschieden.

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Wir können uns noch gut erinnern. Sie haben inhaltlich wie ein Anfänger kommentiert.
Ganz bewusst. Ich habe aber schon mehr gewusst, als ich am Bildschirm vorgegeben habe. Ich konnte mich ja lange auf Olympia vorbereiten. Mir war dann trotzdem wichtig, dass ich die Perspektive vom Ahnungslosen auf dem Sofa einnehme. Ich habe dann Luzia jeweils ganz einfache Fragen gestellt. So wie wenn ich im Fussball fragen würde, was ein Penalty ist. Von der Guard bis zum Zweierhaus haben wir alles erklärt.

Das wurde zum Kult – in Kombination mit Ihren Sprüchen.
Beim normalen Publikum vielleicht schon, aber alle Curling-Spieler haben sich zu Tode geärgert und gleich zu Beginn meine Absetzung gefordert. Auf der Gegenseite waren die Laien, die froh waren darüber. Wir haben dann aber dem Zuschauer von Spiel zu Spiel mehr zugetraut und wurden so auch in der Sprache professioneller. Die Zuschauer wurden im Verlauf des Turniers dann auch zu Fachleuten.

Wie haben Sie die Anfeindungen weggesteckt?
Das braucht Charakter. Es gibt unzählige Leserbriefe. Da schrieben einige Leute, ich sei ein Tubel. Da läufst du durch das Tal der Tränen. Aber ich war darauf vorbereitet und hatte alles mit Luzia abgesprochen. Sie war dann auch mein Schutzschild gegenüber den Curling-Fans. Sie ist die ganze Zeit voll hinter mir gestanden. Im Verlaufe des Turniers ist der Zuspruch jedoch auch in der Szene gewachsen, spätestens als dann rauskam, dass Curling fast so viele Zuschauer hat wie Ski alpin. Am Anfang haben etwa 50’000 reingeschaut. Dann 200’000 und mit dem Erfolg der Frauen kamen plötzlich eine halbe Million. Der Final hatte dann tatsächlich eine Million Zuschauer.

Wie sehr haben Sie die Tränen von Mirjam Ott nach der Final-Niederlage mitgenommen?
Klar, war ich enttäuscht, aber auch sehr erschöpft. Ich hatte keine Energie mehr für grosse Emotionen. So ein Curling-Match geht ja länger als ein Marathon. Und in Turin haben wir haben täglich bis zu drei Spiele begleitet. Wir waren jeweils über sieben Stunden auf dem Sender, dass ist fast schon einen Eintrag ins Guiness-Buch wert.

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