Thomas Bach geniesst im griechischen Olympia die scheinbar perfekte Show. Es dauert auch nur Sekunden, bis das Feuer mithilfe eines Parabolspiegels lodert und die Fackel damit auf ihre 109-tägige Reise nach Peking geschickt wird.
Unverdrossen vermittelt der Deutsche, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, seine Botschaft von Solidarität und Gleichheit. «In dieser Welt, die immer weiter auseinanderdriftet, sind die Olympischen Spiele das einzige Ereignis, das die ganze Welt im friedlichen Wettbewerb zusammenbringt.» Bei blauem Himmel und 20 Grad präsentiert Bach die Spiele von ihrer besten Seite.
Anhaltende Proteste
Doch wolkenlos ist der Himmel über dem IOC und dem hochgradig umstrittenen Gastgeber China nämlich keineswegs. Ein Fotograf der französischen Nachrichtenagentur AFP hält fest, wie Protestierende am Rande der Inszenierung unter anderem eine tibetische Flagge sowie ein Banner mit der Aufschrift «No Genocide Games» («keine Völkermord-Spiele») zeigen. Ordnungskräfte unterbinden die Proteste zügig.
Bereits am Sonntag haben Aktivisten auf der Akropolis die tibetische Fahne und Hongkongs Revolutionsflagge gehisst. Zwei Episoden, die nur ein Vorgeschmack sind: Pro-Tibet-Aktivisten sowie Vertreter der uigurischen Gemeinschaft Chinas und Menschenrechtsexperten kündigten an, am Dienstag eine Pressekonferenz in einem Athener Hotel abzuhalten.
Olympische Ringe als Zeichen der Neutralität
An dieser wollen sie «das schwere Versagen des Internationalen Olympischen Komitees» bei der Vergabe der Winterspiele an China anprangern. China steht wegen offenkundiger Verfehlungen in Menschenrechtsfragen schon lange in der Kritik. Hinzugekommen sind der Konflikt mit Hongkong und nicht zuletzt die Unterdrückung und Inhaftierung meist muslimischer Minderheiten in der nordwestlichen Region Xinjiang.
Und das IOC? Es beruft sich wie stets auf seine Neutralität. «Die Olympischen Spiele können nicht alle Herausforderungen angehen», sagt Bach bei seiner Rede. Allein die Neutralität des Ringeordens garantiere, «dass die Olympischen Spiele über den politischen Differenzen stehen können.» (SID/che)