IOC-Komitee erklärt Gründe für Olympia-Entscheid
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Sonderstatus für Schweiz:IOC-Komitee erklärt Gründe für Olympia-Entscheid

Abstimmungen? Staatliches Geld?
Warum Olympia in der Schweiz auch 2038 unwahrscheinlich ist

Das IOC will nun die Winterspiele 2038 statt 2030 in der Schweiz durchführen. Aber erst, wenn eine ganze Reihe von Hausaufgaben gemacht werden. Die Wünsche gehen so weit, dass der geplante dezentrale Charakter der Spiele bedroht ist.
Publiziert: 30.11.2023 um 18:53 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2023 um 09:26 Uhr
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Frühestens 2038 kommen die Olympischen Ringe in die Schweiz (hier Rodlerin Natalie Maag in Peking): Aber bis dahin gibt es viele Fragen zu klären.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es war vor nicht langer Zeit das IOC selbst, das die Schweiz für die Durchführung von Winterspielen 2030 kontaktierte, um den Megaevent nach neuem Konzept ohne Gigantismus und Wahnwitz-Budgets durchzuführen. Es gab schlicht keine andere interessierte Nation.

Doch jetzt steht die Schweiz mit abgesägten Hosen da, selbst wenn plötzlich 2038 in Aussicht gestellt wird. 2030 geht an die Franzosen, die spät auf den Zug aufgesprungen sind. Auch in Frankreich wird zwar von 95 Prozent schon bestehenden Sportstätten geredet. Aber in Nizza soll dann schon noch eine neue Eishalle gebaut werden. Auch wenn am Mittelmeer durchaus eine Wintersportszene inklusive Eishockey-Profiteam existiert: Ist ein Eishallenbau an der Côte d’Azur wirklich das Signal, das die IOC-Bosse für ihre ersten nachhaltigen Winterspiele aussenden wollten?

Auch die Hausaufgaben, welche das IOC nun der Schweiz für mögliche Durchführung der Spiele 2038 gibt, erinnern eher an das herkömmliche Schema denn an eine neue, realistischere Kultur. Im sogenannten privilegierten Dialog für 2038 muss die Schweiz nun diese Fragen anpacken:

Doch Abschied vom dezentralen Konzept?

Es war ein Kernpunkt für 2030. Das IOC ermutigte die Schweiz im Zuge der Neuausrichtung der Spiele, sich erstmals in der Geschichte nicht als «Host City», sondern als «Host Country» zu bewerben. Doch jetzt wies das IOC das dezentrale Konzept mit Veranstaltungsorten in neun Kantonen wieder zurück: Alles zu weit weg von den Städten, auch das Fehlen von olympischen Dörfern wurde beanstandet.

Dass selbst bei einzelnen Sportarten wie Eishockey die Teams nicht alle am selben Ort in normalen Hotels wohnen würden, passt dem IOC nicht. Dieser Punkt ist ein Gamechanger – anscheinend verlangt das IOC also doch eine regionalere Bewerbung, die zum Beispiel «Lausanne-Wallis» lauten könnte und dann eher an frühere Schweizer Olympia-Versuche erinnert als an einen neuen Zeitgeist.

Hier ist enorm viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wie weit muss man dem IOC entgegenkommen, ohne die dezentrale Idee komplett zu verraten? Der Spielraum ist begrenzt, da Neubauten nicht in Frage kommen. Die Bobbahn im Engadin, die Sprungschanze in Engelberg und die Biathlon-Arena in Lenzerheide bleiben mangels Alternativen sowieso gesetzt. Klar scheint, dass das Tessin, das im Zuge des nationalen Konzepts extra noch hinzugefügt wurde, gleich wieder rausfliegt.

Braucht es doch staatliches Geld?

Zu den Hausaufgaben gehört auch die Finanzierung. Die Schweiz will das Budget von rund 1,5 Milliarden grossteils privat finanzieren und sah das als Trumpf, um den Steuerzahlenden nicht Unsummen aufzubürden. Doch es kommen Zweifel auf, ob das IOC wirklich Lust darauf hat.

Die Schwärmereien für die Spiele 2030 in Frankreich und 2034 in Salt Lake City für die grandiose Unterstützung durch die Staatspräsidenten Emmanuel Macron und Joe Biden lassen Ungutes erahnen. Denn die Präsidenten garantieren volle staatliche Unterstützung auch beim Budget.

Bundesrätin Amherd: «Wir haben die Poleposition für 2038»
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Optimismus statt Enttäuschung:Amherd: «Wir haben die Poleposition für 2038»

Zwar steht Sportministerin Viola Amherd voll hinter unserem Projekt und hob am Mittwoch hervor, dass das IOC der Schweiz 2038 versprochen habe. Doch im Bundeshaus ist zu hören, dass auch Amherd selber genau wisse, dass dieses Versprechen nicht viel wert ist.

Kommen nun doch Volksabstimmungen?

Kriegt die Schweiz Fussball-Grossevents wie die Männer-EM 2008 oder jüngst die Frauen-EM 2025, passiert das ohne Volksbefragungen. Ganz anders bei Olympia. Hier scheint es, natürlich auch wegen der im Vergleich zu einer Frauen-EM ungleich grösseren Kiste, kaum ohne Abstimmung zu gehen.

Das sieht selbst das IOC so. Funktionär Karl Stoss spricht offen aus, dass man gar nichts gegen ein Referendum in der Schweiz habe, «dann wissen wir, woran wir sind». Denn das IOC möchte mehr Rückhalt der Bewerbung durch die Bevölkerung und der Politik. Klar ist: Für die Kandidatur 2030 waren nationale, kantonale oder kommunale Urnengänge unwahrscheinlich.

Das sieht für 2038 anders aus, weil das IOC für den olympischen Spirit lieber höchstens vier Hotspots statt des dezentralen Konzepts will – sprich: auf mutmassliche Spiele-Zentren wie Sion, Bern, Zürich, St. Moritz etc. kommt deutlich mehr zu als bisher geplant. Damit steigt wohl der politische Widerstand, was zu Initiativen und Referenden führen kann. Eine enorme Knacknuss für die Olympiamacher, die Bevölkerung dann von einem Ja an den Urnen zu überzeugen.

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