Auf einen Blick
- USA und Kanada treffen im Final des 4 Nations Face-off aufeinander
- Politische Spannungen und sportliche Rivalität prägen das Eishockey-Duell
- Drei Schlägereien in den ersten neun Sekunden des ersten Spiels
Die erste Partie zwischen Kanada und den USA letzte Woche hat das 4 Nations Face-off, dem von der NHL und der Spielergewerkschaft NHLPA veranstalteten Blitz-Turnier, an dem auch Schweden und Finnland teilnahmen, ins Rampenlicht befördert.
Für die Schlagzeilen sorgten die drei Schlägereien in den ersten neun Sekunden des Spiels, das die Amerikaner 3:1 gewannen. Erst stellte sich Ex-Thurgau-Stürmer Brandon Hagel US-Star Matthew Tkachuk und durfte sich als Punktsieger feiern lassen, weil er zum Schluss oben lag. Dann knöpfte sich Matthews Bruder Brady Tkachuk den Kanadier Sam Bennett vor, ehe Abwehr-Hüne Colton Parayko den Amerikaner J. T. Miller malträtierte.
Wer das Vertrauen in eine heile Sportwelt verloren hat, mag sagen, dass die Fights inszeniert wurden, um die Aufmerksamkeit auf das Turnier zu lenken und Stoff für Influencer, Social Media und Dokus zu liefern. Doch wer die Fights und das unfassbar intensive und rasante Spiel danach gesehen hat, kommt zum Schluss, dass die Emotionen echt waren. Die Fans im Centre Bell in Montreal drehten am Rad und das Eis brannte.
«Wir wollten ihnen eine Botschaft senden»
«Wir wollten ihnen eine Botschaft senden. Sie lautete: Dies ist unser Moment», sagte Matthew Tkachuk danach. Die Idee war im Vorfeld in einem Gruppenchat entwickelt worden.
Als Vorwand dienten den Amerikaner dabei die letzten Wochen, als die US-Hymne in Kanada bereits bei NHL-Spielen und dann beim Start des 4 Nations Face-off ausgebuht worden war. «Das hat mir nicht gefallen, das ist alles, was ich dazu sage», kommentierte Matthew Tkachuk dies nach dem ersten Spiel gegen Finnland.
Zu Animositäten zwischen den beiden Nachbarn war es auf Hockey-Ebene auch schon in der Vergangenheit gekommen. Doch angeheizt wurden sie nun durch die Bemerkungen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dass Kanada zum 51. US-Bundesstaat werden könne, und der Drohung, die Zölle für kanadische Import-Produkte zu erhöhen. Dazu kam noch die Aussage, wonach aus Kanada nicht herausragende Hockeyspieler in die USA kämen, sondern eher Drogen und Verbrecher.
Es war nicht das erste Mal in der Hockey-Geschichte, dass politische Spannungen aufs Eis überschwappten und sich mit der sportlichen Rivalität vermischten. Zu Zeiten des Kalten Krieges wurden die Duelle zwischen Kanada und der Sowjetunion – zum Beispiel bei der Summit Series 1972 – erbittert geführt. Oder nach dem Prager Frühling und dem darauf folgenden Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts lieferte sich die Tschechoslowakei bei der WM 1969 in Stockholm zwei Schlachten mit der UdSSR und feierte dabei zwei höchst emotionale Siege. Der Titel ging dann allerdings an die Russen.
Tkachuk-Brüder wie die Hanson-Brothers im Film
Jetzt treffen die USA und Kanada in der Nacht auf Freitag im Final in Boston erneut aufeinander. Und Bill Guerin, der General Manager des US-Teams, sagte, er hoffe, dass Präsident Trump dabei sein werde.
Werden wieder die Fäuste fliegen? Sicher ist, dass das Duell abermals mit grosser Leidenschaft geführt wird. Dafür wird nicht zuletzt die Beteiligung der Tkachuk-Brüder sorgen. Wenn man ihnen zuhöre, sei es wie im legendären Hockey-Film «Slap Shot» mit den drei Hanson-Brothers, erzählte Detroit-Captain Dylan Larkin.
Miller, der dritte Prügler im Bunde, sagte nach dem ersten Duell: «Das war das Coolste, was ich jemals auf dem Eis erlebt habe. Unvergesslich, einmalig: das böse Blut zwischen den Teams, aber auch der Respekt. Wie die Halle explodierte, war absoluter Wahnsinn.»
Schlägerei «für die Flagge und nicht für die Kameras»
Und wie werden sich die Kanadier verhalten? «Ich habe es für die Flagge und nicht für die Kameras gemacht», sagt Hagel. «Wir müssen nichts anzetteln, wir haben keine Gruppenchats am Laufen. Wir werden rausgehen und alles für unser Land geben.» Im Gegensatz zum ersten Spiel werden die Gäste auch auf Super-Offensivverteidiger Cale Makar zählen können.
Neben der Intensität werden auch das Tempo und die spielerische Klasse ausserordentlich sein. Man darf einen echten Leckerbissen erwarten. Schade aus europäischer Sicht, dass er zu nachtschlafender Zeit (nicht vor 2.00 Uhr, live auf Sky) serviert wird.