Pfiffe, Schlägereien, Spektakel: Die Eishockey-Stars aus den USA haben mit einem emotional aufgeladenen Prestigeerfolg als erstes Team das Endspiel beim «4 Nations Face-Off» erreicht. Bei ihrem ersten Sieg in Bestbesetzung über das Eishockey-Mutterland seit 15 Jahren setzen sich die US-Amerikaner in Montreal mit 3:1 durch. Der Final steigt am Donnerstag in Boston.
Jake Guentzel vom NHL-Klub Tampa Bay Lightning trifft zweimal (11./59.), das zweite Tor für die US-Amerikaner erzielt Dylan Larkin von den Detroit Red Wings (43.). Die Kanadier sind vor 21'105 Zuschauern im Bell Centre durch Connor McDavid, kongenialer Mitspieler von Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers, in der 6. Minute in Führung gegangen.
Pfiffe bei US-Hymne – erste Schlägerei nach zwei Sekunden
Zunächst steht aber nicht das Spiel im Vordergrund: Kanadas Premierminister Justin Trudeau verfolgt auf der Tribüne, wie zahlreiche seiner Landsleute die US-Hymne mit Pfiffen und Buhrufen übertönen – Anlass sind die massiv gestiegenen Spannungen zwischen den Nachbarländern aufgrund der rigiden Pläne von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf kanadische Waren zu erheben.
Als der Puck dann ins Spiel gebracht wird, fliegen nach zwei Sekunden erst einmal die Fäuste. In den ersten neun (!) Sekunden Netto-Spielzeit kommt es zu drei Schlägereien, involviert sind aufseiten der USA unter anderem die Tkachuk-Brüder Matthew und Brady. Auf die Frage, ob sich die US-Spieler im Vorfeld in einem Gruppenchat auf den kampfreichen Beginn verständigt haben, erklärt US-Trainer Mike Sullivan, er wisse nichts davon und fügt hinzu: «Diesen Jungs ist der Sieg sehr wichtig.»
«Es war schnell, hart umkämpft, emotional und kompetitiv. Es hatte alles, was man sich von einem Eishockeyspiel wünscht», sagt Kanadas Topstar McDavid: «Es ist schade, dass es nicht zu unseren Gunsten gelaufen ist, aber die Sache ist noch lange nicht vorbei.»
Kanada und Finnland machen zweiten Finalisten aus
Tatsächlich liegen hinter den USA, welche die Maximalausbeute von sechs Punkten auf dem Konto haben, vor dem letzten Gruppenspieltag die anderen drei Teams gleichauf mit je zwei Zählern. Kanada trifft am Montag auf Finnland, das am Samstag im Nachbarschaftsduell Schweden mit 4:3 nach Verlängerung bezwungen hatte. Wer dieses Duell nach regulären 60 Minuten für sich entscheiden kann, ist sicher zweiter Finalist. Schweden bekommt es zum Abschluss der Round Robin am Dienstag mit den USA zu tun.
Der «4 Nations Face-Off» gilt als Mini-Olympia oder auch als Vorspiel zu den Winterspielen 2026 in Mailand. Zwar fehlt die Schweizer Hockey-Nati mit seinen NHL-Stars genauso wie Weltmeister Tschechien. Dennoch treffen erstmals seit dem World Cup 2016 wieder die weitgehend Besten der Besten im Eishockey aufeinander, nachdem Olympiagold 2018 und 2022 ohne NHL-Profis ausgespielt worden war. Bei den «4 Nations» sind allerdings ausschliesslich NHL-Spieler dabei – keine aus anderen Ligen.