Auf dem Podest steht Dominique Aegerter (33) immer noch, aber diese Saison bisher nur in der Schweizermeisterschaft. Der Töff-Star aus Rohrbach BE versüsst sich zuletzt die lange, zweimonatige Pause in seiner Superbike-WM mit einem Ausflug in die Supermoto-SM in Lignieres NE, wo er in der höchsten Kategorie sogleich den Sieg abräumt.
In der Superbike-WM, das ist die Königsklasse der seriennahen Maschinen, steht Aegerter hingegen vor entscheidenden Wochen. Es geht um seine Zukunft, der Vertrag mit Yamaha läuft Ende Jahr aus.
Der Berner aus dem italienischen GRT-Rennstall konnte 2024 nie wie erhofft ans traumhafte Saisonfinale 2023 anknüpfen, als er seine ersten Superbike-Podestplätze feiern konnte. Durch einen Infekt im Winter verpasste Aegerter praktisch alle Testfahrten, kam nie richtig in Schwung und belegt WM-Rang 10. Bestes Einzelergebnis: Rang 6. Damit ist er nur drittbester Yamaha-Pilot statt wie erträumt der beste. Dass der als neuer Yamaha-Star geholte, sechsfache Weltmeister Jonathan Rea (GB, 37) nur auf WM-Rang 14 liegt: ein schwacher Trost für Aegerter.
Riesenfrust über zwei Motorschäden in zwei Tagen
Aegerter weiss: Er braucht Ergebnisse, um sich bei Yamaha für einen neuen Vertrag zu empfehlen oder allenfalls woanders unterzukommen. Dass der Druck steigt, zeigt sich am Wochenende in Misano. Aegerter schlägt im Frust auf seinen Töff, als er mit Motorschaden stoppt. Zweiter Motorschaden in zwei Tagen. «Mit dem ganzen Adrenalin war ich sehr wütend», sagt er über seine Reaktion. Aber auch Yamaha ist die Sache nicht recht. Zwei von sechs Motoren, die pro Saison zur Verfügung gehen, sind zerstört. Yamaha-Manager Andrea Dosoli bei «speedweek.com»: «Die technischen Probleme sind überraschend, wir entschuldigen uns bei Dominique und seiner Crew dafür.»
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Doch was bringt das Aegerter, wenn Yamaha 2025 womöglich Stefano Manzi (It, 25) aus der Supersport-WM holt und ihm den Platz des Schweizers gibt? Aegerter zittert um seine Zukunft. Das Alter spricht im Prinzip immer gegen ihn. Für ihn sprechen seine zwei Supersport-WM-Titel auf Yamaha und das starke Superbike-WM-Debütjahr.
Zwar heisst es im Fahrerlager, dass Yamaha sich eine weitere Zusammenarbeit mit dem Routinier gut vorstellen kann. Doch bis ein neuer Vertrag unter Dach und Fach ist, wirds noch einige Wochen oder Monate dauern. Bis dahin redet Bruder und Manager Kevin Aegerter auch mit anderen Teams. Er sagt zu Blick: «Der Verbleib bei Yamaha hat Priorität. Aber natürlich mache ich meinen Job und rede auch mit anderen Superbike-Teams.» Die Karriere des Oberaargauers zeigt, dass er immer erst dann richtig befreit Gas geben kann, wenn die Zukunft geregelt ist.