Ausgerechnet Le Mans! Auf keiner anderen Piste hat Tom Lüthi (34) mehr Siege geholt. Doch 2020 ist für den vierfachen Frankreich-Sieger alles anders. Lüthi reist erstmals in zehn Moto2-Jahren nicht als Podestanwärter an – und Le Mans wird sein erstes Rennwochenende als «Lame Duck».
Ein Ausdruck (dt. «lahme Ente»), der ursprünglich aus England stammt und Politiker am Ende ihrer Amtszeit bezeichnet, die nicht mehr zur Wahl antreten und es «ausplämperlen» lassen.
Umgemünzt auf die Töff-Welt: Lüthi verbringt nach seinem Transfer auf 2021 zum SAG-Rennstall noch sechs GPs in seinem bisherigen IntactGP-Team. Bedeutet das jetzt Eiszeit in der Box, weil die Luft draussen ist? Lüthi beteuert: «Überhaupt nicht. Das Team und ich wollen möglichst erfolgreich sein. Der Ehrgeiz ist weiterhin vorhanden.»
«Brauche nicht vom Podest reden»
Aber es braucht ein Töff-Wunder, um die schlechteste Moto2-Saison von Lüthis Karriere noch abzuwenden. Dafür müssten in sechs Rennen vier Podestplätze her. «Die Saison ist noch nicht vorbei. Aber ich bin Realist, momentan brauche ich nicht vom Podest zu reden», sagt Lüthi, der podestlos nur WM-Neunter ist.
Ob nun nach dem Zerwürfnis und der Trennung von IntactGP noch ein Befreiungsschlag gelingt? Zweifelhaft. Denn auf der ewigen Suche nach der passenden Töff-Abstimmung hatte sich die Partnerschaft in wenigen Wochen auseinandergelebt.
Nun sagt Lüthi über seinen Abgang: «Es war lange eine gute Geschichte, wir hatten 2019 zusammen ein tolles Jahr. Wir waren im Erfolgs-Flow. Doch diese Saison haben wir nie mehr die gute Basis beim Töff gefunden. Da ist es normal, dass man nicht immer gleicher Meinung ist. Aber ich schaue jetzt lieber nach vorne.» Da meint Lüthi aber vor allem die erste Testfahrt in seinem neuen SAG-Team Ende November in Jerez.