Die übliche Töffrennfahrer-Narbe beim Schlüsselbein? Das war einmal! Heute befindet sich die klassische Töff-Narbe am rechten Unterarm.
Der Grund: Die Rennfahrer legen sich reihenweise unters Messer, um sich selber zu tunen. Vor allem in der Königsklasse MotoGP kommen die Körper trotz viel Fitnesstraining immer mehr an die Grenzen. Der technische Fortschritt macht aus den Motorrädern Höllen-Maschinen, die am Limit kaum noch zu beherrschen sind.
Das Extrembeispiel dieser Saison: MotoGP-Star Fabio Quartararo (22) fährt in Jerez locker dem Sieg entgegen, als er immer langsamer wird und bis auf Rang 13 zurückfällt. Der Franzose klagt danach: «Mein Arm war ein Stück Stein geworden, ich hatte kein Gefühl mehr in der Hand.»
Tauber Unterarm kostet den Sieg
Der Unterarm und die Gashand total verkrampft und taub, ein Horror. Quartararo weint nach der Zieldurchfahrt Tränen des Schmerzes und der Wut, weil ihm das sogenannte «Armpump» den sicheren Sieg gekostet hat.
Der medizinische Fachbegriff dazu: Kompartmentsyndrom, auch Muskelkompressions- oder Logensyndrom genannt. Dabei dehnt sich das Muskelgewebe durch die hohe Beanspruchung derart aus, dass der Muskel in seiner nicht dehnbaren «Hülle», der sogenannten Faszie, zu wenig Platz hat. Die Folgen sind Durchblutungsstörungen, Schmerzen und Taubheit.
Miller siegt nach OP zweimal
Abhilfe schafft eine OP. Dabei werden die Muskelhüllen geöffnet, damit es bei der Schwerstarbeit auf dem Töff zu keiner Einengung mehr kommt. Quartararo tunt seinen Körper nach dem Schlamassel von Jerez zum zweiten Mal in drei Jahren und zeigt seine Narbe am tätowierten Unterarm auf Instagram.
Doch nicht nur der WM-Leader. Der OP-Irrsinn hat diese Saison das halbe Fahrerlager erfasst. Aus der MotoGP haben sich in wenigen Wochen Aleix Espargaro, Iker Lecuona und Jack Miller unters Messer gelegt. Nach seiner Armpump-OP riss sich Miller die OP-Wunde beim Sturz in Portugal zwar wieder auf – doch gewann dann zwei Rennen in Folge. Schlägt er am Sonntag auf der gefürchteten Armpump-Strecke in Mugello wieder zu?