Es gab eine Zeit in der Töff-WM, da war die Frage nicht ob, sondern wann. Wann wird Ausnahmekönner Marc Marquez (30) die neun WM-Titel von Ikone Valentino Rossi (44) übertreffen? Marquez war in seinen ersten Jahren ab 2013 so dominant in der Königsklasse, dass er von Rekord zu Rekord eilte.
Aber das Marquez-Märchen ist längst vorbei. Der Spanier bleibt seit 2019 auf acht WM-Titeln kleben. Es ist der grosse Absturz des Töff-Superstars. Zum vorläufigen Tiefpunkt kommts an diesem Wochenende in Assen (Ho). In der Quali unterläuft dem Superstar ein Anfängerfehler, als er auf Bummelfahrt unkonzentriert Vordermann Enea Bastianini (25) ins Heck donnert und stürzt.
Der Strahlemann ist ernst geworden
Im Sprintrennen landet Marquez auf Rang 17 – ausserhalb der WM-Punkte. Was für eine Schmach. «Abgesehen von der Verletzung ist das der schlimmste Moment meiner Karriere», sagt Marquez am Samstag, ehe er am Sonntag wegen schmerzhaften Nachwirkungen seiner Sachsenring-Stürze für den Niederlande-GP Forfait erklärt.
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Doch eben: Ob Marquez startet oder nicht, ist für den WM-Kampf egal. Er ist sowieso kein Podestanwärter mehr. Für den 85-fachen GP-Sieger gibts nur noch sporadisch WM-Punkte.
Marquez in der monumentalen Krise. Der grosse Absturz begann vor drei Jahren mit einem wahnwitzigen Vorhaben. Der Honda-Pilot wollte in Jerez (Spanien) eine Woche nach seinem Oberarmbruch wieder Rennen fahren. Doch der Mann mit der ausserirdischen Töffbeherrschung konnte der medizinischen Natur nicht davonrasen. Wegen Komplikationen mit dem Arm musste sich Marquez in der Folge dreimal operieren lassen, zeitweise drohte das Karriereende.
Riesiger Frust auf die schwache Honda
Das Comeback gelang, aber Marquez war trotz drei GP-Siegen 2021 nie mehr der alte Dominator. Schon gar nicht 2022, als der Spanier mehr Verletzungen als Podestplätze holte. Das Problem: Auch sein Honda-Töff ist nicht mehr konkurrenzfähig, weil man sich lange von den Seriensiegen blenden liess und gegen Ducati, KTM und Aprilia den Anschluss verlor.
So ist Marquez in der Frustspirale gefangen. Zu viel Risiko wegen schwachem Töff, in der Folge zu viele Stürze und immer wieder Verletzungen. Mittlerweile hat Marquez von Honda die Schnauze voll. In Assen umging er die Frage geschickt, ob er 2024 noch bei Honda fährt.
Wenn sich Marquez für einen Wechsel entscheiden sollte, ständen alle Hersteller Schlange. Absturz hin oder her.