Sie schreibt Geschichte. Immer wieder! Dania Akeel (33) ist die erste Frau aus Saudi-Arabien, die eine internationale Rallye-Meisterschaft gewinnt: Im Herbst holt sie in ihrer Klasse den Titel im Cross-Country-Weltcup. Zwei Jahre zuvor ist Akeel die erste Frau, die vom saudischen Verband eine Töff-Rennlizenz bekommt.
Und nun fährt sie ab 1. Januar als erste saudische Frau bei der berühmt-berüchtigten Rallye Dakar mit, die ja seit 2020 in Saudi-Arabien stattfindet. Hilft sie so mit, das im Ausland ramponierte Image ihrer Heimat aufzupolieren? Akeel zu Blick: «Natürlich wäre ich darüber glücklich. Aber ich nehme einfach teil, weil ich frei bin, das zu tun, was ich will.»
Das macht sie auch sonst im Leben. Ein Kopftuch trägt Akeel nicht. Wenn sie kann, betet sie fünfmal täglich – wenn sie wegen des Rennfahrens nicht alle fünf Mal dazu kommt, macht es ihr nichts aus. Sie sagt: «Für mich persönlich stimmt es so. Ob das aus islamischer Sicht korrekt ist, weiss ich nicht. Es gibt derart viele Meinungen, was richtig und falsch ist.»
Frauen dürfen erst seit 2018 Auto fahren
Nun fährt die Frau aus Dschidda die härteste Rallye der Welt – dabei dürfen in Saudi-Arabien Frauen erst seit 2018 überhaupt Auto fahren. «Ich hatte auch vorher immer jemanden, der mich fuhr, wohin ich wollte», sagt Akeel, «aber es ist eine neue Freiheit, nun dafür nicht an eine andere Person gebunden zu sein.»
Nun ist sie durch das Rallye-Abenteuer eine der bekanntesten Autofahrerinnen des Landes. Gibts keine Ressentiments? Akeel: «Die Leute können denken, was sie wollen. Wenn ich mal einen Sohn haben sollte, werde ich ihn definitiv zur Gleichberechtigung erziehen und ihn lehren, dass Frauen das machen sollen, was sie möchten.»
Dass sie selber nun als Dakar-Debütantin über 8000 Kilometer in der heimischen Wüste herumrast, liegt an der Pandemie. Denn eigentlich fährt Akeel lieber schnell Töff.
Doch der Reihe nach. Als sie in England studiert, lernt sie Motorrad fahren. Mit einem Master in «International Business» im Sack arbeitet sie dann in Dubai im Consulting und möchte einen Töff kaufen. «Der Händler meinte, ich soll ihn auf der Rennstrecke testen.»
Wegen der Pandemie vom Renntöff ins Rallye-Auto
Sie machts und ist so begeistert, dass sie wenige Monate darauf bei einer Meisterschaft mitfährt. Mit der ersten auf eine Frau ausgestellten Töff-Lizenz. «Von da an kannten sie mich beim saudischen Verband. Ich war die Frau, die Superbike-Rennen fahren wollte.»
Doch dann stürzt sie in Bahrain schwer und kehrt für die Reha in die Heimat zurück. Kurz darauf schliesst Saudi-Arabien wegen Corona die Grenzen. Als Akeel wieder fit ist, fällt ihr Hobby flach. Es gibt innerhalb der geschlossenen Grenzen keine Töff-Rennstrecke.
Da entdeckt sie notgedrungen den Rallye-Sport neu – denn mit ihrem Vater ist sie schon als Teenager auf Offroadvehikeln durch die Wüste gerast. Aber sie liebt auch Tempo auf Schnee. «Meine Schwester studiert in Genf. Wenn ich sie im Winter besuche, gehen wir snowboarden.»
Diesen Januar gibts aber keinen Genf-Trip. Akeel startet als Profi-Rennfahrerin bei der Dakar. «Im Vergleich dazu war mein Job im Consulting furchtbar langweilig», sagt sie lachend.
Bleibt nur die Frage: Warum spielt sie mit ihren stolzen 1,85 Meter Grösse nicht Basketball? «Habe ich. Aber nur in der Schule. Es hat mich nie gross interessiert. Meine Leidenschaft ist Racing!»