Luke Littler war die grosse Sensation an der Darts-WM Ende 2023. Als 16-Jähriger spielte sich der Brite furchtlos bis in den Final, wo er in Luke Humphries seinen Meister fand. Schön und gut, sagten viele, schnell kamen Kritiker auf, die ihm seinen Exploit als einmalig abtun.
Pustekuchen. Auch fünf Monate später spricht die ganze Darts-Welt über den Teenager. Am Donnerstagabend hat er, mittlerweile 17 Jahre alt, mit der Premier League seinen ersten prestigeträchtigen Titel geholt – und sich im Endspiel gleichzeitig an Namensvetter Humphries für den verlorenen WM-Final revanchiert. Damit gesellt er sich zu den grossen Legenden des Sports wie Michael van Gerwen (35), Phil Taylor (63) und Raymond van Barneveld (57).
«Sie sagten, ich sei nicht gut genug»
Nachdem er und Humphries sich lange umarmt haben – der Weltmeister gibt dem Youngster einen Kuss auf die Stirn –, stürmt Littler von der Bühne und zu seiner Familie. Dort fliessen die Tränen. Er wird von seinen Eltern geherzt, von seiner Freundin gibts einen dicken Kuss. Erst, als ein PDC-Mitarbeiter ihn zurück auf die Bühne bittet, sammelt er seine Emotionen wieder.
«Das ist für alle Zweifler», sagt Littler mit der Trophäe in seiner Hand. «Ich habe die gerade gewonnen, also zweifelt nicht mehr an mir!» Schon vor dem finalen Abend der Turnierserie hat der bekennende ManUtd-Fan über die Kommentare gesprochen, die er über sich ergehen lassen musste. «Sie sagten, ich sei nicht gut genug und noch nicht bereit – jetzt schaut, wo ich bin.» Der Titel (320'000 Franken Preisgeld) sei nun «eine grosse Botschaft für alle, die an mir gezweifelt haben».
Mit Neun-Darter zum grössten Titel
«The Nuke» (dt. Atombombe) verblüfft in der Londoner O2-Arena einmal mehr. Beim Stand von 5:5 lässt Littler mit einem Neun-Darter das Publikum toben, es ist bereits sein viertes perfektes Leg in diesem Jahr. Neben solchen historischen Momenten sorgt er mit unkonventionellen Checkout-Wegen für Stirnrunzeln. Einige nennen sie gar provokativ und arrogant. Fans stauen dagegen regelmässig: «Littler zerreisst das Regelwerk des Darts.»
Was ist vom Wunderkind noch zu erwarten? Viel, da sind sich Experten spätestens jetzt einig. Noch fehlt Littler ein Titel bei einem der sechs grossen Major-Turnieren, die Premier League zählt als Einladungsturnier und daher nicht dazu. Die nächste Chance auf einen ganz Exploit, wenn man ihn denn noch so nennen darf, bietet sich am World Matchplay im Juli, dem zweitgrössten Turnier nach der WM.