Weltcup-Absage wegen Wackel-Sprungturm
Schweizer Highdiver bleiben nach Skandal auf Kosten sitzen

Der High Diving World Cup in Brasilien, ein Quali-Event für die WM 2025, wurde wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Schweizer Athleten wie Morgane Herculano und Yara Schnyder sind enttäuscht, nachdem sie auf eigene Kosten angereist waren.
Publiziert: 30.10.2024 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2024 um 13:03 Uhr
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Höhenangst hat sie definitiv nicht: Morgane Herculano ist Highdiverin.
Foto: Getty Images
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Nele BachmannRedaktionelle Mitarbeiterin Sport

Highdiving funktioniert wie Wasserspringen, nur stürzen sich die Athletinnen und Athleten von viel höher runter. Weil das Wasser für Sprünge aus 15 bis 20 Metern genug tief sein muss, werden für Highdiving-Events meistens temporäre Gerüstbauten als Sprungplattformen verwendet.

So ein Gerüst kann ja nicht so schwer zu bauen sein, dachten offenbar die Organisatoren in Brasilien, als in der Hauptstadt Brasilia Mitte Oktober ein Weltcup für die Aktiven und die WM für den Nachwuchs stattfinden sollte.

Die Sicherheitsbedenken waren zu gross

Doch der Event wird zum Skandal. Absage wegen Sicherheitsbedenken. Die Brasilianer hatten den Gerüstbau direkt auf den weichen Seeboden gestellt. Und weil sich das Wackel-Ding nicht wie geplant mit der daneben stehenden Autobahnbrücke verbinden lassen konnte, wars um den Weltcup geschehen. Zumal noch ein Gewitter aufzog. 

«Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Verschwendung von Zeit und Geld», sagt Morgane Herculano (24), die beste Schweizer Highdiverin. Eigentlich hätten sie und ihre Schweizer Teamkollegen Jean-David Duval (28) und Pierrick Schafer (22) in Brasilia aus 20 Metern Höhe spektakulär ins Wasser springen sollen.

Dafür sind sie um die halbe Welt gereist. Für nichts. So etwas ist bis anhin noch nie passiert. Laut dem internationalen Verband World Aquatics konnte der Wettkampf aufgrund der Wetterbedingungen und Sicherheitsbedenken nicht durchgeführt werden.

Schon vor dem Wettkampf der Elitespringer lief in Brasilia nicht alles nach Plan. Am ersten Trainingstag der Junioren, für die zum ersten Mal eine WM stattfinden sollte, war die Plattform noch nicht bereit. Tags darauf galt sie als fertig.

«Doch das Gerüst ragte direkt aus dem Wasser», erzählt Herculano. Eigentlich werden die Türme mit den Plattformen immer auf einer Betonbasis gebaut, damit alles stabil ist. Hier wurde das Gerüst jedoch vom Grund des Sees aus aufgestellt. Das war dem Weltverband dann doch zu wackelig: Absage.

Das ist besonders bitter, da die meisten Athleten, von ihrem eigenen Geld anreisten. «Ich arbeite Vollzeit, um mir den Sport leisten zu können», sagt Herculano, die an der Harvard Business School tätig ist. «Sicherheit hat Vorrang. Aber es ist natürlich enttäuschend, wenn ein Event komplett abgesagt wird, vor allem, da wir bereits angereist waren.»

Crowdfunding für zwei Sprünge

Sie ist nicht die Einzige, die enttäuscht ist. Yara Schnyder, die 18-jährige Nachwuchsspringerin, eröffnete eigens für den Event ein Crowdfunding, um sich den Flug nach Brasilien leisten zu können. «Es ist schon sehr schade, wenn man so viel auf sich nimmt, nur um am Ende zwei Sprünge zu springen und den Wettkampf nicht einmal zu beenden.»

World Aquatics wollte sich gegenüber Blick jedoch nicht weiter dazu äussern. Da die Athleten auf eigene Kosten angereist sind, werden sie wohl kein Geld erstattet bekommen. Auch ob ein Ersatzwettkampf geplant ist, ist noch unbekannt. Vor allem für die Elitespringer wäre das von grösster Bedeutung, da es sich in Brasilien um einen Qualifikationswettkampf für die WM 2025 in Singapur gehandelt hätte.

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