Handy aus und einschlafen. Für Schützin Nina Christen (30) jeden Abend ein Kampf. «Statt zu schlafen, spiele ich drei Stunden Tetris!», erzählt die Olympiasiegerin Blick. Ihr Handy-Verhalten gefährdete eine perfekte Olympia-Vorbereitung. Die Qualität des Trainings sank.
Schuld daran war die Reizüberflutung durch die sozialen Medien. «Beim Schiessen habe ich mich gelangweilt.» Da realisierte Christen: «Ich brauche mehr Schlaf, mehr Fokus und mehr Achtsamkeit.»
Meditation statt Instagram
Vor knapp drei Monaten hat sie sich dafür eine spezielle App installiert, die auf ihrem Handy «alles blockiert». Christen kann selbst bestimmen, welche Apps von wann bis wann gesperrt sind. «Ab 20.30 Uhr geht auf meinem Handy fast nichts mehr», erklärt sie. «Instagram, Facebook, Snapchat und alle Spiele sind blockiert.» Auf ihre Meditations-App und die Wetter-App kann sie zugreifen. Auch Whatsapp funktioniert noch.
«Manchmal hasse ich mich dafür. Aber es funktioniert», freut sich Christen. «Ich schlafe jetzt viel früher ein.» Dass es dafür eine solche App braucht, hat sie nachdenklich gemacht. «Eigentlich ist es tragisch. Aber ich musste erkennen, dass ich es alleine nicht schaffe.» Neuerdings meditiert sie rund zehn Minuten, bevor sie ins Bett geht. «Es ist das Gegenteil von Instagram. Es leert den Kopf und schenkt dir Ruhe.»
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Eine Bitte an ihre Familie
Keinen zusätzlichen Rummel will Nina Christen in Paris. Deshalb soll ihre Familie zu Hause bleiben. «Ich konnte es ihnen natürlich nicht verbieten. Aber als der Ticketvorverkauf begann, habe ich ihnen gesagt, dass ich niemanden dabeihaben möchte.»
Sie will sich ganz auf ihren ersten Wettkampf am Sonntag konzentrieren. Dann bestreitet die Nidwaldnerin die Qualifikation über 10 Meter mit dem Luftgewehr. Der Final findet einen Tag später statt. In Tokio gewann sie in dieser Disziplin Bronze. «Meine Familie ist sonst nie an einem Wettkampf dabei. Es macht für mich keinen Sinn, dass ausgerechnet an Olympischen Spielen plötzlich etwas anders ist.»
Wären sie vor Ort, möchte Christen gerne etwas mit ihnen erleben. Doch dafür fehlt die Zeit. «Mit einem Hirnteil wärst du dann immer bei der Familie. Du fragst dich, ob sie alles gefunden haben, ob es ihnen gut geht.» Zurück zu Hause werde sie ihnen dann alle Fotos zeigen und die Geschichten dazu erzählen. «Darauf freue ich mich.»
Klare Ziele nach Olympia
In Paris jagt sie zuerst weitere Medaillen. Das Feld an möglichen Podest-Kandidatinnen ist sehr gross. 20 bis 25 Frauen haben das Potenzial dazu. Für Christen spricht der Schiessstand in Châteauroux – drei Autostunden von Paris entfernt. Dieser gilt als windanfällig. Hier kann Christen mit ihren Qualitäten den Unterschied ausmachen.
Im Fall eines erneuten Triumphs ist sie diesmal besser vorbereitet als vor drei Jahren. Nach dem Olympiasieg im Dreistellungsmatch mit dem Kleinkalibergewehr fiel sie in ein Loch. «Ich wollte am Morgen nicht mehr aufstehen», sagte sie damals dem Blick.
Für die Zeit nach Olympia hat sie sich bereits Ziele gesetzt. «Ich möchte so viele Flugstunden wie möglich sammeln. Und die praktische Prüfung bestehen.» Der Theorieteil für die Privatpilotenlizenz hat sie längst abgeschlossen. Einen Höhenflug erlebt Christen also auf jeden Fall. Egal was in Paris passiert.